Am 12. Oktober 2016 feierte Torsten Fischers Produktion von Falstaff, ossia Le tre burle, Salieris Dramma giocoso per musica, am Theater an der Wien Premiere, bei der man eine gelungene Vereinigung von Werk und Inszenierung erleben konnte. Das Spiel um Liebe, Lust, Intrigen und Eifersucht entspinnt sich getreu der Vorlage, Shakespeares Komödie The Merry Wives of Windsor, vor der Kulisse des englischen Königshauses. Die Royals und der englische Adel haben bereits alles erreicht: Einfluss, Macht, Geld; einzig das gesellschaftliche Spiel scheint nach wie vor interessant – und dieses Mal entspinnt es sich um den fetten Possenreißer Falstaff.
Torsten Fischers Inszenierung ist wie immer direkt und auf das Drama fokussiert, was in diesem Fall selbstverständlich komischer Natur ist, aber auch etliche ernste Facetten und einen zutiefst menschlichen Grundkonflikt mit sich bringt. Die aber treten manchmal etwas zu sehr hinter den slapstickartigen Einlagen zurück. Immer wieder flicht er Anleihen aus der Populärkultur wie James Bond in der Figur des Master Ford oder den gerade gegen Ende immer wieder an Alex aus A Clockwork Orange erinnernden Diener Bardolf ein, oder er webt in einer Verführungsszene im zweiten Akt Don Giovannis „La ci darem la mano“ ein und hebt die Inszenierung damit auf eine interessante Metaebene im Spiel mit sich selbst.
Das Bühnenbild von Vasilis Triantafilopoulos und Herbert Schäfer ergibt mit dem Regiekonzept ein wunderbar harmonisches Gesamtbild; die Bühne ist klar, schnörkellos, elegant und weder filmisch noch kitschig gestaltet, sondern konzentriert sich genauso wie Regie, Licht und Kostüm bewusst auf das Wesentliche. Hervorzuheben ist hier vor allem der Einfall mit den gegen Ende des ersten Akts herabregnenden Plastikbällen, die im zweiten Akt einen Swimmingpool füllen, der neben dem obligatorischen Bett und der Couch mitsamt beigestelltem Alkoholtisch immer wieder das Zentrum der Aktion bildet.
René Jacobs' Dirigat ist grundsolide; man merkt einmal mehr, dass er für die Epoche ein ausgewiesener Spezialist ist, dem es immer wieder gelingt, das Orchester – die Akademie für Alte Musik Berlin – farbig, lebendig und fast schon theatral klingen zu lassen. Allerdings bleibt letztlich die Frage diskutierbar, ob die Wahl des Ende des achtzehnten Jahrhunderts immer populäreren Konzertflügel anstatt des bisher üblichen Cembalos für die Begleitung der Rezitative wirklich sinnvoll gewesen ist. Insgesamt betrachtet war die musikalische Leitung auf jahrelanger Erfahrung aufbauendes Handwerk, welches das Rad zwar nicht neu erfindet, allerdings auch nicht enttäuschte.