Was besorgt man für den Komponisten, der alles geschaffen – und auch irgendwie kaputt gemacht – hat? Arnold Schönbergs Einfluss auf die klassische Musik und ihre Geschichte kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. In Wien ist er besonders präsent, sei es als Stimme in den Köpfen der Kompositionsstudenten, durch Musikaufführungen, die in den Konzertsälen der Stadt erklingen, oder im grauen Center, das seine Forschung und sein Vermächtnis fördert.
Anlässlich des 150. Geburtstags Schönbergs hat das MusikTheater an der Wien beschlossen, die ganze Komplexität von Schönbergs gewaltigem, unbestreitbarem und immer noch komplexem Erbe auszupacken und eine neue Produktion mit dem Titel Freitag, der Dreizehnte zu kreieren, die in den drei Sälen des atmosphärischen Reaktors, früher bekannt als Grand Etablissement Gschwandner, spielt.
Nach dem Entwurf von Johannes Erath und Michael Boder und mit der Dramaturgie von Anna Melcher und Christian Schröder wurden Schönbergs verschiedene musikalische Idiome dekonstruiert, arrangiert und neu verwoben, sogar mit einem Hauch von Bach und Strauss, sowohl in Live- als auch in aufgezeichneten Fassungen. Von den eröffnenden Gurre-Liedern, die von einem Honky-Tonk-Piano begleitet werden, über eine Aufnahme von Verklärte Nacht, die dann vom Arnold Schoenberg Chor a cappella übernommen wird, bis hin zu mehreren Versionen der Strauss/Schönberg-Walzer-Arrangements – der Lagunenwalzer wird in einem Raum abgespielt, während das Klangforum Wien den Kaiserwalzer live im großen Saal aufführt – wird das Publikum von Raum zu Raum, von Szene zu Szene geleitet.
Video, Kostüme und interaktives Theater werden in einer ästhetisch reichhaltigen, nicht sequentiellen Reihe von fragmentierten Erzählungen kombiniert, die eher expressionistische Gefühle auf der Bühne verkörpern als eine Geschichte an sich. Der emotionale Verlauf wechselt nahtlos vom Grotesken zum Spielerischen, Fröhlichen, Persönlichen, Ängstlichen und Traurigen in einer Reihe von traumartigen Sequenzen. Ein Trauerkranz zur Tonalität, ein Klaviersarg, die Entlarvung des verklemmten Bürgertums, farbenfrohe Verkörperungen der grotesken Spielkarten, die Schönberg selbst entworfen hat, juwelenbesetzte Diven, die gespenstische Rundung eines Kratermondes und wehmütige Pierrots sind Teil des visuellen Spektrums, sei es in überlebensgroßen Kostümen (Noёlle Blancpain), als Bühnenfiguren oder projiziert in stimmungsvollen Videoclips (Bibi Abel).