Es sind mittlerweile bereits 31 Jahre vergangen, seit Herbert Blomstedt sein Amt als Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters (vormals NDR Sinfonieorchester) niedergelegt hat. Verbunden ist der inzwischen 90-jährige Maestro dem Hamburger Orchester allerdings nach wie vor, und es vergeht keine Spielzeit, in der sich der schwedisch-amerikanische Dirigent nicht für wenigstens ein Konzert als Gast am Pult des NDR Elbphilharmonie Orchesters die Ehre gibt. Erst im letzten Jahr feierte er etwa seinen runden Geburtstag mit mehreren Konzerten, die er zusammen mit dem Orchester und Bruckners Symphonie Nr. 5 in Norddeutschland gestaltete. Auch bei Blomstedts letztem Gastspiel in Hamburg stand wieder einmal eine der monumentalen Symphonien des österreichischen Komponisten auf dem Programm und wurde von Mozarts spritziger Symphonie Nr. 39 charmant eingeleitet.
Wie gut vertraut sich Orchester und Dirigent nach wie vor sind, sollte sich alsbald zeigen. Bereits bei Blomstedts beschwingtem und sein Alter vergessen machendem Betreten der Bühne schienen sich zwei alte Bekannte zu einem munteren Schlagabtausch zu frischem Musizieren endlich einmal wiederzutreffen. In erwartungsgemäß kleinerer Besetzung erklang zunächst mit Mozarts Symphonie Nr. 39 eine der späteren Symphonie des Salzburgers. Bereits die pompöse langsame Einleitung des ersten Satzes war von einer herrlichen Leichtigkeit und Frische geprägt, die über die gesamten vier Sätze erhalten bleiben sollte. Musikalisch fein austariert gelang das eigentliche Hauptthema des Kopfsatzes, das die Geigen vorstellten. Die immer wieder mit kecker Freude hereinbrechenden Bläser zeichneten sich durch dezente Akzente aus, die niemals das eigentliche musikalische Geschehen übertünchten oder gar ganz in den Hintergrund drängten. Gelegenheit, sich zu zeigen, erhielt die auf die Oboen verzichtende Holzbläsergruppe dafür im lyrisch-schwelgenden zweiten Satz.
Die vornehme Zurückhaltung der Streicher gemahnte dabei eher an ein Konzert für Holzbläser denn an ein ganzes Orchesterwerk. Das mit auftrumpfendem Gestus ausgestattete Menuett mit Trio an dritter Stelle lieferte dann insbesondere in den schalkhaften Einwürfen von Gaspare Buonomano und Attila Balogh an den Klarinetten und Wolfgang Ritter an der Querflöte einen lebhaften Beweis typisch Mozartschen Humors. Ungebremste Dynamik schien schließlich Blomstedts Motto für das Finale zu sein. In munterem Tempo warfen sich die einzelnen Musiker hier fröhlich die thematischen Bälle zu und wurden nicht müde, immer auf ein Neues den sich stetig wiederholenden Grundgedanken immer wieder auszugestalten und regelrecht neu zu entdecken. Dass hier ein 90-jähriger Dirigent am Pult stand, geriet bei so viel jugendlichem Elan nahezu gänzlich in Vergessenheit.