Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, sind die Nürnberger Symphoniker ein privates, gemeinnütziges Orchester in der fränkischen Metropolregion. Bei ihren Konzerten liegen Schwerpunkte auf einem klassisch-romantischen Repertoire, aber auch auf Genre übergreifenden Programmen aus Jazz, Literatur und Film. Zu ihren Chefdirigenten zählten Werner Andreas Albert und Alexander Shelley; seit 2018 prägt der erst 34-jährige Kahchun Wong, 2016 als Erster Preisträger der Bamberger Mahler Competition ausgezeichnet, den künstlerischen Weg des Orchesters.
Die 75. Konzertsaison ist nun auch durch Corona-bedingte Einschränkungen gezeichnet; immerhin fühlte sich die Reduktion auf derzeit zugelassene 500 Hörer (bei 2100 maximal möglichen Plätzen in der weiträumigen Meistersingerhalle) vergleichsweise weniger drastisch an als in anderen bayerischen Konzertsälen; ein ausgeklügeltes Einbahnwege-System soll beim Eintreten und Verlassen die Zahl der Begegnungen begrenzen. In der Programmgestaltung war nur die einleitende Hamlet-Suite von Schostakowitsch gestrichen worden, um ø ohne die übliche Konzertpause – die Spielzeit nicht in Wagneropern-Aktlänge zu treiben.
Im ersten der beiden Eröffnungskonzerte der Saison hatten Wong und die Symphoniker Beethovens wenig gespielte Klavierfassung des Violinkonzerts (mit Beethovens eigenen Kadenzen) in den Mittelpunkt gestellt. Im zweiten Konzertprogramm nun folgte die 1806 entstandene originale Version des D-Dur-Konzerts, Op.61. Solist war Michael Barenboim, fast gleichaltrig wie Wong. Er ist langjähriger Konzertmeister des Ethnien verbindenden West-Eastern-Divan-Orchestra, im Berliner Boulez-Ensemble engagiert und als Geiger und Bratschist auch gefragter Kammermusik-Partner.
Wong hatte die Orchesterstärke auf knapp 40 Musiker reduziert, ließ die Einleitung von den vier bedeutungsvollen Paukenschlägen zum breit strömenden Vortrag der Hauptthemen bedächtig erklingen, setzte an Stelle dramatischer Wucht mit breit ausholender Gestik auf rhythmische Klarheit und Transparenz des Orchesters in der Exposition wie auch im weiteren Wechselspiel mit dem Solisten. Barenboim machte sich dieses Konzept erhabener Schlichtheit zu eigen, ließ in warmer lyrischer Schönheit seinen Geigenpart über dem Orchester schweben, präzise und mit einem über alle Register durchsetzungsfähigen Ton, einer flexiblen wie dynamischen Bogenführung und mit wachem Ohr für die Vielzahl von Dialogen im nuancenreichen Spiel mit den Instrumentalisten der Holzbläser-Gruppe. Nach eigener Kadenz folgte ein faszinierender Übergang in eine Sphärenmusik, in der Barenboim nochmals mit herrlich schimmerndem Ton ein geradezu friedvoll entrücktes Leuchten aus dem Violinpart zauberte.