Behzod Abduraimov tourt zur Zeit mit den renommiertesten Orchestern der Welt, beispielsweise dem Boston Symphony Orchestra, dem Gewandhausorchester oder den Münchner Philharmonikern. Für ein Solorecital hat er am vergangenen Wochenende im Prinzregententheater in München Halt gemacht und ein virtuoses Programm mit Werken aus dem 19. Jahrhundert dargeboten.
Chopins Balladen gehören zu den virtuosesten Stücken der Klavierliteratur dieser Epoche und waren zu ihrer Entstehungszeit eine Art neue pianistische Darstellungsform, war der Begriff „Ballade“ von Chopin doch zum ersten Mal bedeutsam auch für Instrumentalmusik verwendet worden. Die vier Kompositionen bieten in ausgedehnter Form neben ihren rasanten Läufen auch lyrische Passagen mit verträumten Melodien. Abduraimov begann die Ballade Nr. 1 in leichtem Piano und zeigte hier bereits seinen beeindruckend weichen Anschlag, den er auch in höchster Höhe und in der Tiefe beibehielt. Selbst in hohem Tempo klangen seine Höhen immer noch sanft und niemals spitz. Natürlich ist dies die unbedingte Voraussetzung für die ausgedehnten lyrischen Passagen in den Balladen und Abduraimov gelangen diese mit aller notwendigen Emotionalität.
Trotz seiner erst 24 Jahre war es erstaunlich, wie konzentriert er die großen Bögen schlug und die vielen Unwägbarkeiten der Werke mit Leichtigkeit umschiffte. So entwickelte er konsequent die Dynamik in den aufbrausenden Passagen fort bis hin zu einem kantigen Fortissimo. Für ihn schien es eine Selbstverständlichkeit zu sein, die Themen wie in der zweiten Ballade in F-Dur nach einem verträumten Piano mit majestätischer Kraft wiederkehren zu lassen. Etwaige Oktavparallelen in höchstem Tempo schienen für ihn dabei kaum mehr eine Schwierigkeit als eine attraktive Herausforderung zu sein. Gleichfalls ließen auch die virtuosen Passagen die große Variabilität von Abduraimovs Spiel erkennen, und er gestaltete die Läufe in der rechten Hand mal perlend fein, mal kraftvoll und energetisch.