Zur Feier seiner 50-jährigen Zusammenarbeit mit den Göteborger Symphonikern interpretierte der schwedische Dirigent Herbert Blomstedt das Deutsche Requiem von Johannes Brahms. Zusammen mit den Solisten Miah Persson und Tobias Berndt und dem phänomenalen Symphonischen Chor der Stadt hob er vor allem den hoffnungsvollen Charakter dieser Totenmesse hervor.
Chor und Orchester nahmen ihre Plätze ein, im Saal wurde es langsam dunkel und auch das letzte Hüsteln verstummte nun. Angespannt und neugierig war die Stimmung und Maestro Blomstedt wusste diese Erwartung voll auszukosten. Schließlich betrat der ehrwürdige Mann gefolgt von den beiden Solisten mit festem Schritt die Bühne und ließ sich dabei mit keiner Geste anmerken, dass er nächstes Jahr seinen 89. Geburtstag feiert. Mit dem Heben seines Taktstockes steig auch schon die Musik auf. Gedämpfte Farben strichen Bässe und Celli einleitend, doch diese Tiefe wurde gleich mit dem ersten Ton des Chores erhellt: „Selig sind...“ Schon nach diesen wenigen Augenblicken wurde einem bewusst, dass Blomstedt auch in den dunklen Nuancen dieses Werkes den hoffnungsvollen Funken immer finden wird, der wohl auch im jungen Brahms geglüht haben muss.
Die starken Stimmen des schwedischen Chores standen ihm bei dieser Aufgabe unterstützend zur Seite und folgten jeder seiner Deutungen mit größter Bedacht. So verlangte er zu Beginn des zweiten Stückes etwa eine mächtige Lautstärke, um die Vergänglichkeit des Menschenlebens, die hier besungen wird, noch zu bekräftigen. Mit einem sanften Schlenker nahm er dann die Wucht aus der Musik und schon führten Flöten und Streicher mit einer süßen Melodie seine Bewegung fort. Selbst das Schlagwerk folgte mit Präzision und so passte sich auch der Paukenschlag scheinbar mit größter Leichtigkeit an die wendige Dynamik der Stimmen an. Einzig in der anspruchsvollen Fuge des dritten Stückes fielen die Stimmen kurzzeitig auseinander, während die von oben erklingende Orgel ihre Konstanz weiterführte und schließlich auch den anderen Stimmen wieder Halt gab.