Als der türkische Fürst Selim nach Neapel kommt, ist jede Menge Verwirrung vorprogrammiert, vor allem da die lebensfrohe, ins kapriziöse tendierende Fiorilla auf der Suche nach einer amourösen Ablenkung von ihrem langweiligen Ehemann Geronio ist. Mit einer Inszenierung von Christof Loy nahm sich die Bayerische Staatsoper der Rossini-Oper an, die seit ihrer Uraufführung immer ein wenig im Schatten der anderen „Türkenoper“,Il turco in Italia, stand.
Loy weckt mit seiner Inszenierung Lust auf die Opera Buffa und gestaltet seine Inszenierung auch im Detail liebevoll aus. Dazu reicht ihm ein reduziertes Bühnenbild, das im ersten Akt auf Grundlage eines vereinzelten Campingwagens ein buntes Zigeunertreiben hervorzaubert. Überhaupt verbreitet die Inszenierung einen gewissen 50er-Jahre-Charme, wenn Olga Peretyatko mit Hauskittel an der Schrankbar steht oder zum Finale der Oper mit ihrem Ehemann vor dem Röhrenfernseher sitzt. Für den orientalischen Charme in Italien sorgen dezente Requisiten und ein fliegender Teppich, der Selim und seinen Kompagnon in Italien landen lässt – an politischer Korrektheit darf man diese Inszenierung nicht messen.
Die Handlung selbst ist dabei sicherlich auch nicht ganz unproblematisch, wenn der Türke dem Italiener die Ehefrau abkaufen will und die Italiener allgemein als nicht zur Treue fähig dargestellt werden. Man hätte sich daher durchaus eine etwas reflektiertere Inszenierung wünschen können. Doch bleibt diese zu häufig an Klischees hängen. Denn einem größeren dramaturgischen Sinn geht Loy dabei nicht nach, sondern setzt mehr auf die Komik des Moments, was bei Rossinis Komödien durchaus sinnvoll ist. Daher wirkt auch die Figurengestaltung wie vom Reißbrett. Die Männer als goldkettenbehängte, triebgesteuerte Machos stehen den Frauen gegenüber, die sich doch nur nach einem ordentlichen Heim sehnen.
Aber Olga Peretyatko wusste damit umzugehen und gestaltete ihre Fiorilla nicht bloß als flatterhafte Ehefrau, sondern brachte auch ihre zerbrechlichen Momente sehr überzeugend herüber. Ihre Stimme strahlte in den Koloraturen mit leuchtender Prägnanz und luftiger Beweglichkeit. Mit ihrem jugendlichen Timbre ist ihr Ton schlank, aber von großer lyrischer Qualität. An ihrer Seite überzeugte gleichermaßen Ildebrando D'Arcangelo, dem die Rolle des machohaften Fürsten auf den Leib geschneidert zu sein schien. Sein volltönender, tragender Bass hatte ein tolles Volumen und klang perfekt im Zusammenspiel mit Peretyatko.