Noch wenige Tage vor dem Lockdown 2020 war Klaus Mäkelä erstmals Gast am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks; damals dirigierte der Finne Sibelius' Fünfte Symphonie. Sein Debüt beim BRSO kam so gut an, dass er im Oktober desselben Jahres erneut zu einem Coronakonzert eingeladen wurde; und nach dem Ende der Pandemie-Einschränkungen gehört er zu den ersten Orchesterleitern, die wieder mit dem BRSO auftreten. Sein Terminkalender ist gut gefüllt: als Chefdirigent leitet er die Osloer Philharmoniker, die vor ihm Mariss Jansons geprägt hatte; im September 2022 wird er zusätzlich Musikdirektor beim Orchestre de Paris. Nicht wenig künstlerische Verantwortung für den sympathischen, gerade 25-jährigen Shooting Star!
Der Geiger Frank Peter Zimmermann, dem BRSO seit über 35 Jahren freundschaftlich verbunden, liebt es, die Aufmerksamkeit auf selten zu hörende Violinwerke zu lenken. Gleich zwei Pretiosen standen am Beginn des Konzertabends: Bohuslav Martinůs Suite concertante sowie Béla Bartóks Zweite Violin-Rhapsodie; bezeichnenderweise Kompositionen, die vom BRSO noch nie gespielt wurden. Die anspruchsvollen und publikumswirksamen Rhapsodien waren den damals weltberühmten Geigern Joseph Szigeti und Zoltán Székely gewidmet. Bei aller Virtuosität hatte Bartók die Motivik auf Reisen durch Ungarn in den Liedern und Tanzmelodien der Alten aufgespürt und auf einfache Wachszylinder-Phonographen aufgezeichnet.
Mit einem aufregenden Tutti-Schlag stürzte sich das Orchester in Bartóks 1928 geschriebene Rhapsodie Nr. 2, die typische zweiteilige Werkform eines eher langsamen Lassú-Satzes und abschließenden Presto-Tanzsatzes (Friss) ließ Solist und Orchester gleichberechtigt zu Wort kommen. Zimmermann, oft wie in kindlicher Freude lächelnd, stellte sich dicht zu den Streichern, verschmolz mit den folkloristisch wie kontrapunktisch elektrisierenden Klangwogen des Orchesters, entwickelte wunderbare kammermusikalische Zwiegespräche mit Klarinette und Englischhorn. Klaus Mäkela bestach mit punktgenauem Dirigat, das bei aller Energie doch intensiv mit den Musikern verbunden blieb, geradezu ökonomisch dem Fluss der Musik diente.
Früh ländliches Umfeld in Ostböhmen und zeitgenössische Musik-Einflüsse seiner neuen Lebensräume in Paris und New York prägten deutlich Bohuslav Martinů. In der zweiten Fassung seiner Suite concertante, einer Mischform zwischen altem Concerto grosso und modernem Violinkonzert mit typischen Solo-Tutti-Wechseln, gaben stark rhythmisierte Tanzmotive einer Toccata neben ruhig gesanglicher Geigenmelodie der elegischen Aria Zimmermann viel Raum zum Glänzen. Ein Forte-Schlag leitete ins Scherzo, wieder mit raffinierten Doppelgriffen und dreitönigen Akkorden des strahlenden Solisten, sowie ins quirlige Rondo aus mitreißender Solo-Kadenz, Pizzicati und Flageoletts, vom wendigen Orchester im Tuttischwung und brillanten Schlagwerk-Einwürfen akzentuiert eingebettet. Mit dem ruhig introvertierten Largo F-Dur aus Bachs Solo-Sonate bedankte sich Zimmermann beim begeisterten Publikum.