Ein Abend voller Nummer Einsen, so sieht das Debüt von Dirigent Andrés Orozco-Estrada im Großen Festspielhaus aus. Mit viel Witz und Charme dirigiert er die Wiener Philharmoniker durch Erste Sinfonien von Schubert, Mozart und Elliott Carter und bringt frischen Wind ins Programm der Mozartwoche.
Andrés Orozco-Estrada freut sich sichtlich, als er die Bühne des großen Festspielhauses betritt. Neben dem üblichen Dirigentenstab hat er außerdem ein Mikrofon dabei. Er begrüßt freudig das Publikum, und anstelle einer erwarteten Besetzungsänderung teilt er mit, dass er das Programm kurzerhand umgestellt habe. Elliott Carters Sinfonie Nr. 1 sei einfach zu interessant, um sie erst am Schluss zu spielen. Und genau so spontan und unbefangen wie seine Ansage dirigiert er dann auch gleich den ersten Satz. Diesen sehr rhythmische Satz versieht Estrada mit zusätzlichem Antrieb durch dynamische Akzentuierungen. Die Streicher bieten den Bläsern einen Klangteppich, ohne dabei selbst unter zu gehen, und zwischendurch lässt Estrada die Wiener klanglich geradezu an ein Jazz Ensemble erinnern.
Nach dem schmissigen Einstieg mit Carter dann weiter zu Schuberts Symphonie Nr. 1 D-Dur. Hier zeigt Estrada, dass er auch anders kann. Sehr facettenreich gestaltet er die Sätze, ohne dabei zu pathetisch zu werden. Immer wieder findet er Platz, um seine Phrasierungen wirken und dabei die intensive Verbindung zum seinem Orchester nicht abbrechen zu lassen. Schubert selbst war erst 16 Jahre alt als er dieses Werk beendete, begonnen hat er es wahrscheinlich schon früher. Diese jugendliche Unbekümmertheit vermittelt Estrada ideal durch sein Spiel mit Tempo und verschiedensten Klangfarben, ohne übertrieben zu wirken.
Über zehn Jahre später entstand das zweite Schubert-Werk des Abends, die so genannte Arpeggione-Sonate für Cello in a-Moll. Im Solo-Part glänzt dabei Gautier Capuçon mit einer sehr frischen Interpretation, und er genießt es, mit der Abwechslung von technisch astreinen Läufen und der Wirkung seiner breiten Vibratos immer wieder für überraschende Momente zu sorgen. Auch Capuçons Spiel mit dem Tempo sorgt für diese überraschenden Wendungen. Die Legatoläufe zieht er meist schnell durch und lässt sich im nächsten Augenblick wieder in breiten Strichen fallen, ohne zu lange zu verweilen.