Masken, Stiefel und Waffen - der neue Salzburger Rigoletto im Haus für Mozart kommt mit viel Gewalt daher, physisch wie musikalisch. Kaum sind die ersten Klänge der Ouvertüre gespielt, wird man auch schon von einer Reihe mit Totenköpfen maskierter Männer begrüßt, das Schloss des Herzogs ist vor allem düster. Regisseurin Amélie Niermeyers verstörende Inszenierung erinnert einen unweigerlich an Stanley Kubricks Eyes Wide Shut. Dabei wird auch vor Gewalt an Kindern nicht zurück geschreckt, Frauen und Kinder werden herumgeschubst, wo es nur geht – die Maske macht's möglich, der Schock-Effekt sitzt. Hinzu kommen noch eine paar leichte wie leicht bekleidete Mädchen und die ein oder andere Kartusche Kunstblut. Niermeyers Idee des von Wollust getriebenen Herzogs und deren Auswirkungen auf seinen Hofstaat ist eindrücklich umgesetzt, wirkt an einigen Stellen aber übertrieben und plakativ. Die Kostüme (Kirsten Dephoff) glänzen dagegen mit ihrem Detailreichtum, und auch das Bühnenbild (Alexander Müller-Elmau) mit einem Aufzug im Fokus und hohen Wänden sowie schweren Türen unterstützt die beklemmend bedrückende Stimmung.
Nicht nur ausgehend vom Libretto, auch stimmlich steht der italienische Bariton Ivan Inverardi als Rigoletto eindeutig im Vordergrund und überzeugt vom ersten Moment an. Einmal ist er mit viel Volumen und dunklem Timbre der grobe Hofnarr, der über alles und jeden derb daher zieht, im nächsten Moment erscheint er plötzlich wieder mit viel Einfühlungsvermögen im piano und in den Höhen als lieber, fürsorglicher Vater von Gilda. Gesanglich wie darstellerisch nimmt man ihm den zwiegespaltenen Rigoletto sofort ab und leidet bis zum Ende mit dem Verfluchten.
An seiner Seite steht Eri Nakamura als Gilda. Mit ihrer ohnehin zierlichen Erscheinung wirkt die japanische Sopranistin neben dem großen Inverardi noch zerbrechlicher als von ihrer Rolle der versteckten Tochter ohnehin impliziert. Auch sie ist darstellerisch ein Genuss und erweckt als junges, unschuldiges Mädchen einen fast puppenhaften Eindruck. Was sie musikalisch auf die Bühne bringt, ist eine Überraschung. Mit großer Stimme und viel Stärke in den Höhen übertönt sie scheinbar mühelos den großen Orchesterkorpus und zeichnet eine facettenreiche Gilda mit dramatischem Potential, und man staunt immer wieder über dieses Maß an Resonanz in so kleinem Körper. In Tenor Rame Lahaj, der sich mit lockerer Stimme scheinbar mühelos durch das Werk singt, aber auch keine Probleme hat, einmal stimmlich kräftig den wollüstigen Herrscher zu präsentieren, scheint ebenfalls eine ideale Besetzung für den Herzog gefunden zu sein, nicht nur stimmlich, sondern auch optisch. Ebenfalls erwähnenswert ist Einar Th. Gudmundsson, der mit seiner starken und dabei sehr klaren Baritonstimme als Graf Monterone auftritt.