Wie viel Spaß und Fröhlichkeit verbergen sich eigentlich in Antonin Antonin Dvořáks Musik? Zugegebenermaßen eher wenig. Dem tschechischen Komponisten wurde dennoch, dem geringen Heiterkeitsfaktor seiner Werke zum Trotz, eine SOAP in der Helmut List Halle in Graz gewidmet. Dabei dienten Dvořaks Kompositionen eigentlich nur dazu, den Abend musikalisch zu umrahmen, während ein literarisches Werk für den humoristischen Teil zuständig war.
Aber nicht nur in diesem Punkt unterschied sich diese letzte SOAP des Styriarte-Sommers gravierend von den Vorangegangenen: Stammten die gelesenen Passagen des Romanfragments Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk doch nicht aus der Feder des Komponisten selbst, sondern aus jener des Autors Jaroslav Hašek. Während das verbindende Element zwischen Antonin Dvořák und Jaroslav Hašek lediglich darin besteht, dass beide Tschechen waren, einen den Titelhelden des Romans, den Soldaten Schwejk, und den Komponisten gleich mehrere Charakterzüge. Zunächst sind sie beide bescheiden – Dvořák bezeichnete sich etwa selbst gerne als „einfachen böhmischen Musikanten“, Schwejk ist nur ein „braver Soldat“. Darüber hinaus teilen sie den Eigensinn und ihre starke Verbundenheit mit ihrer tschechischen Heimat, die sowohl in der Musik als auch im Romanfragment deutlich wird.
Der Wiener Schauspieler Heinz Marecek gestaltete die Lesung und hauchte dem simpel gestrickten Schwejk, der über die Jahre zum klischeebehafteten Parade-Tschechen der Literatur wurde, Leben ein. Mit perfektem komödiantischen Timing und subtil eingesetzten tschechischen sowie österreichischen Akzenten las er einige Kapitel aus dem gleichermaßen satirischen wie antimilitaristischen Romanfragment, in dem Hašek die Abgründe der späten Donaumonarchie anhand eines „dummen Soldaten“ und bissigen Humors ad absurdum führt.
Im ersten Teil des Konzerts wechselten die Erzählung vom Antiheld der k. und k. Monarchie und die typisch tschechischen, oft volkstümlich anmutenden Klänge von Dvořáks Klaviertrio in e-Moll einander immer wieder ohne Pausen oder Zwischenapplaus ab und wurden dadurch zu einem stimmigen, sich harmonisch zueinander fügenden Abbild der böhmischen Seele.
Die Dumka, ein ukrainischer Volkstanz, war im 19. Jahrhundert auch in Tschechien überaus populär; Dvořak hatte schon vor dem Opus 90 diverse Dumky geschrieben, widmete allerdings erst diese Komposition ganz dem Tanz, dessen Charakteristikum der häufige, und oft völlig unerwartete, Wechsel zwischen schnell und langsam, heiter und tieftraurig ist. Das Dvořák Trio, bestehend aus dem Geiger Jan Fišer, dem Cellisten Tomaš Jamnik und dem Pianisten Ivo Kahanek, spielte einerseits die traurigen Passagen richtiggehend durchtränkt von melancholischer Sehnsucht, loderte in den feurigen Momenten andererseits glutvoll auf. Die heftigen Stimmungswechsel in der Musik verdeutlichten sie unheimlich ausdrucksstark; so ließ Jamnik sein Cello immer wieder bedrohlich brodeln, während Fišer seiner Geige leidende Klagen entlockte und Kahanek in fast unhörbare, traurige Pianissimi abglitt. Wie aus dem Nichts drehten die Musiker dann jedoch wieder auf und peitschten mit schnellen Tempi durch leidenschaftliche Tanzpassagen.