Wie bereits im letzten Jahr eröffnete das Deutsche Symphonie-Orchester auch in diesem Jahr das Festival Ultraschall Berlin. Geleitet wurde es an diesem Abend von Franck Ollu, der mit dem Konzert sein Debüt mit dem DSO machten. Der Dirigent aus dem französischen La Rochelle ist besonders in der Aufführung von zeitgenössischer Musik aktiv und führte das Orchester mit vier sehr unterschiedlichen Werken zu neuen künstlerischen Horizonten. Der Unterschied war auch visuell wahrzunehmen, denn es waren auch vier verschiedene Besetzungen des Orchesters.
Das Eröffnungswerk …chatoiements de l’air… für Kammerorchester von Michael Pelzel ist seit seiner Uraufführung 2012 um einen zweiten Satz gewachsen, der an diesem Abend uraufgeführt wurde. Inspiration für die Komposition war dem Schweizer Komponisten zufolge das Flirren der Luft bei Hitze, das sich recht bildlich in den Klängen spiegelt. Die Musik beginnt mit einem schmerzvollen Akkord der Harfe, wonach kaum hörbare Flageolettöne der Streicher die stehende Luft andeuten. Das Solo der ersten Violine ließ einen ersten musikalischen Lufthauch entstehen, die Musik geriet dann in Bewegung, schien zu schwanken, zunehmend unruhiger zu werden, bis die Temperatur hoch genug war und in einem organisierten Durcheinander die Luft hörbar zum Flirren brachte.
Philippe Manoury hingegen erforscht ein anderes natürliches Phänomen und stellt in seinem Werk Zones de turbulences dem Orchester ein Klavierduo gegenüber. Dies führte aber nicht etwa zu einem klanglichen Dissens, sondern zu harmonischem Zusammenspiel. Das Klavierduo spielte die Rolle der klanglichen Quellen, zu deren Klängen das Orchester ein Echo zurückwarf. Die Solisten Andreas Grau und Götz Schumacher, die schon seit 1981 im Duo aktiv sind, zeigten bei ihrem Spiel leidenschaftliche Lebendigkeit und harmonische Flexibilität sowie Präzision im Zusammenspiel mit dem Orchester Der Nachklang der beiden Klaviere vermischte sich eindrucksvoll mit dem Orchesterklang.
Nach der Pause verschob sich der Fokus weg von Erscheinungen der Natur hin zu einem philosophischeren Kontext, in dem sich Pascal Dusapin mit dem Begriff des Solos auseinandersetzt. Ein Werk für großes Orchester erscheint hier so weit von solistischen Ideen entfernt wie nur möglich, doch Reverso setzt seinen Schwerpunkt auf eine klangliche Gemeinschaft mit einer solidarischen Zielsetzung zum Spielen und bildet so einen kollektiven Klangkörper, der die Möglichkeiten von Ein- und Mehrstimmigkeit vereint und so zum interessanten Versuchsfeld für beide Daseinsformen wird. Das Orchester rollte dabei einen sich Schritt für Schritt verdichtenden Klangteppich aus, über dem sich einige erhaben schwebende Töne kurz aus dem Klanggeflecht heraushoben, und entfaltete eine sehr meditative Atmosphäre, die sich jedoch nicht lange halten konnte, als Simon Steen-Andersens Double Up sich wieder den einfacheren Bestandteilen des Alltags zuwandte: