In Tokio ist es nicht ungewöhnlich, dass man Konzertsäle in einem Bürohochhaus oder in einem geschäftigen Businesskomplex findet. Das liegt daran, dass in den 1980er und '90ern, der Blüte des japanischen Wirtschaftsbooms, viele Firmen Konzertsäle innerhalb ihrer Firmengebäude bauten, um ihren Ruf zu verbessern und durch die Künste etwas für die Gesellschaft zu tun. Ein Konzertsaal, der diesen Trend auf innovative Weise ins Rollen brachte, war Suntory Hall, eröffnet 1986, ein lang gehegter Traum für Keizo Saji, den Präsidenten von Suntory Ltd. (eine Getränke- und Nahrungsmittelfirma, die für ihren Whisky berühmt ist). In Ark Hills gelegen, einem lebendigen Mehrzweckkomplex mit Büros, Hotel, Restaurants und Bars im Herzen Tokios in der Nähe der beliebten Clubgegend Roppongi, hat das Konzerthaus das Konzerterlebnis für viele verändert und seine großartige Akustik hat national und international den Standard für viele weitere Häuser gesetzt.

Suntory Hall war der erste Konzertsaal in Japan, der in der Form einer Arena angelegt ist, in der die Sitzplätze die Bühne umgeben und in eng geschlossenen Reihen nach oben steigen. Auf seiner Suche nach einem Saal mit dem „schönsten Klang der Welt“ beschloss Saji, dass der Saal am Modell der Philharmonie in Berlin entworfen werden sollte, und sicherte sich Rat und Unterstützung von Herbert von Karajan. Das akustische Design stammt von Nagata Acoustics; zum Team gehörte auch der junge Yasuhisa Toyota, der nun auf der ganzen Welt gefragt ist. Karajan selbst war für die akustischen Tests anwesend und war vom Klang stark beeindruckt, als er nach der Eröffnung im Saal dirigierte (der Platz vor dem Haus wurde ihm zu ehren Herbert von Karajan-Platz genannt).

Der Hauptsaal hat 2.006 Sitzplätze und ich kann mit Sicherheit sagen, dass man an praktisch jedem Platz eine großartige Akustik und einen ungehinderten Blick genießen kann (nur eine handvoll Plätze hinten im Parkett liegen unter einem Überbau. Der Klang ist voll und warm (der Nachhall bei vollem Haus beträgt 2,1 Sekunden) und man fühlt sich, als wäre man von einer luxuriösen und doch feinen Klangfülle umgeben – man kann sowohl atemberaubende Pianissimi als auch riesige Orchestertutti erleben. Die Akustik passt zu allen Arten von klassischen Konzerten, von Symphonie über halbszenische Oper und Kammermusik hin zu Klavier- und Liederabenden. Außerdem gibt es einen kleineren Saal (Blue Rose Hall, mit 380-432 beweglichen Sitzen).

Im Laufe der Jahre ist Suntory Hall ein beliebtes Ziel für viele internationale Musiker geworden. Cellist Yo-Yo Ma sagte, dass der Saal „sowohl eine Größe und Intimität besitzt, was schwer zu verbinden ist“, und für Daniel Barenboim ist die Akustik besonders, weil sie die Klarheit moderner Säle und den runden, vollen Ton der berühmten alten Säle kombiniert. Tsuyoshi Tsutsumi, aktuell Präsident der Hall und selbst ein ausgezeichneter Cellist und viel beschäftigter internationaler Musiker, erklärt, dass der Saal nicht nur nach dem besten Klang strebt, sondern auch danach, ein Ort von Weltklasse zu sein, an dem Musiker und Publikum sich treffen und zusammen Harmonie schaffen.“ Das Wort für Klang und Harmonie auf Japanisch ist „Hibiki 響” und es passt gut, dass dieses Wort im Logo der Hall genutzt wird. Zufälligerweise ist das auch der Name von Suntorys berühmtem Whisky – und die Hall war das erste Haus in Japan, das Wein und andere alkoholische Getränke im Foyer serviert hat!

Suntory Hall ist ein beliebter und geschäftiger Saal, in dem jedes Jahr über 600 Konzerte stattfinden, obwohl – wie gewöhnlich in den meisten japanischen Konzertsälen – davon ein erheblicher Teil von externen Veranstaltern organisiert wird. Es handelt sich praktisch um ein privat geführtes Konzerthaus, wenngleich es Unterstützung durch öffentliche Gelder für bestimmte Projekte erhält. Bemerkenswert ist, dass die Hall nicht nur ein Hausorchester hat – sieben der neun professionellen Orchester in Japan haben eine Abonnementserie hier, einschließlich dem NHK Symphony OrchestraTokyo Symphony Orchestra und den Japan Philharmonic. Auch viele internationale Orchester und Solisten gastieren hier, ebenso wie hochklassige Amateurorchester. Konzerte in Suntory Hall sind oft ausverkauft – ich glaube, Besucher wählen die Konzerte hier aufgrund der besten Kombination von Atmosphäre und Akustik.

Im Zentrum von Suntory Halls Eigenprogramm steht das Herbstfestival (einschließlich eines jährlichen Besuchs der Wiener Philharmoniker), Chamber Music Garden im Frühling und das Suntory Sommerfestival zeitgenössischer Musik (in dessen Rahmen viele Auftragswerke aufgeführt worden sind). Es gibt auch zwei Akademien für junge Musiker, eine Opernakademie und die Kammermusikakademie, die die nächste Generation internationaler Musiker fördern. Auch mehrere Initiativen wurden umgesetzt, um die Öffentlichkeit einzubeziehen, beispielsweise durch monatliche kostenlose Orgelkonzerte zur Mittagszeit (bei denen die Orgel mit 5.898 Pfeifen ausgezeichnet genutzt wird) und Musikvermittlungsprojekte, einschließlich des kostenfreien Open House-Events für Familien, der 2016 über 12.000 Besucher angezogen hat. Teile des diesjährigen Gala-Konzertes zum 30. Jubiläum wurden auf dem Platz in Ark Hills live übertragen. Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten 2017 wird das Haus von Februar bis August für Renovierungsarbeiten geschlossen sein.

Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2020 möchte das Haus ein zunehmend globales Publikum ansprechen. „In den letzten Jahren hatten wir ein internationaleres Publikum in Suntory Hall, und wir hoffen, uns diesen globalen Besuchern zu öffnen“, sagt Tsutsumi. „Wir haben schon Ankündigungen auf Englisch eingeführt und besondere Backstagetouren für Gruppen aus dem Ausland. Wir nehmen an Austauschprojekten mit dem Yong Siew Toh Conservatory of Music in Singapur teil und wir möchten als führendes Haus in Asien zur asiatischen Musikszene beitragen.“ Er spricht auch leidenschaftlich davon, japanische Komponisten und Musiker zu fördern und gibt oft selbst Uraufführungen, wie beim diesjährigen Chamber Music Garden. „Es gibt viele talentierte Komponisten und Interpreten in Japan und wir hoffen, dass Hörer aus dem Ausland Interesse an unserer neuen wie unserer traditionellen Musik haben. Wir glauben, dass die Olympischen Spiele 2020 eine großartige Gelegenheit für japanische Musiker bieten, global zu denken und mit der Welt in Kontakt zu treten.“


Dieser Artikel entstand im Auftrag von Suntory Hall.

Aus dem Englischen übertragen von Hedy Mühleck.