Zum Ausgang des Jahres 1790 traf Beethoven erstmals auf Joseph Haydn, als sich dieser auf der Durchfahrt zu seiner ersten Londonreise befand. Als sie sich zwei Jahre später in Bonn wiedersahen, hatte Haydn erfolgreiche und glückliche Momente im Gepäck, während Beethoven sein Entschlussbündel gepackt hatte, im selben Jahr dem Meister nach Wien zu folgen. Ihr Verhältnis dort war einigermaßen belastet, vor allem auch nach Haydns Rückkehr von seinem zweiten Ausflug nach England, in den die Uraufführung seiner Symphonie Nr. 103 fiel. Sie verbindet – wie Haydns andere Symphonien – wiederum wie Beethovens Fünfte die nachträgliche Verleihung eines Beinamens. An diese historischen Umstände und damit ihr genommenes Schicksal erinnerten das Orchestra of the Age of Enlightenment und Adam Fischer – übrigens einfach mal so zwischen drei Aufführungen der Schöpfung in Düsseldorf einen Tag vor seinem Geburtstag – mit ihrem erfrischenden Wesen und ureigenster Repertoireleidenschaft beim Konzert des Bonner Beethovenfestes in der Kreuzkirche.
Klassisch und passioniert wie die symphonischen Konzertstücke selbst, machte dazu die Coriolan-Ouvertüre den dramatischen Auftakt mit ersten wuchtigen Paukenlauten Adrian Bendings zu entsprechenden Eröffnungsakkorden, die Fischer mit geballt umschlossenem Taktstock vorgab. Während die exakt-schnittigen Streicher mitsamt akzentuierten Hörnern und Trompeten den theatralisch-düsteren Eindruck hervorhoben, setzte neben dem Fagott vor allem Lisa Beznosiuks Flöte den weichen Ton der Vernunftsaufklärung. Dieser wich in der trailerhaften Ausführung der Programmmusik – den schnellen Teil mit stets umsichtigen Auftakten nach Ritardandi noch mehr abgegrenzt – wiederum immer der Hitze und inneren Gefechtshetze von glühenden Streichern und den langen tragischen Coriolan-Oboenrufen Dan Bates', die alle so bündig und mitreißend waren, dass große Verwunderung ob des derart baldigen Endes des Konzertanfangs bereits in einen kehrte.
Doch dieses schöne „Schade“ des musikalischen Glücksgefühls der Interpretation erschlug Bending gleich einmal mit der kurzen Intrada seiner knalligen historischen Pauken, auf die sich Fischer – so wie auf die gesamte Symphonie mit ihren folkloristischen Mittelsätzen – wie ein kleines Kind freute; Freude, die an diesem Abend zu kindlichem Staunen der Zuhörer übertragen wurde. In der Fischer demnach so nahen Eigenart des Haydn'schen Witze- und Ideentums entlockte er dem durchgängig mit klarstellenden Sforzandi und lebendig phrasierendem OAE im gespitzten Allegro con spirito einige treffende Ausreißer, natürlich einfallendes Pauken- und Bassrauschen, aber auch schräge Lachseufzer der ersten Violinen sowie eine triumphale Coda, die noch Größeres sowohl für das Finale als auch den späteren Beethoven erahnen ließ. Den zweiten Satz – Klarinetten tacent – stilisierten die Musiker zu einem lieblich-gestrengen Streifzug klaren Schrittes und Gedankens durch die rhythmischen und melodischen Klänge und Einflüsse der österreichisch-ungarisch-kroatischen Volksmusik. Dabei schien man in der unterhaltsamen Idylle des Augenblicks am Weges- oder Gassenrand einem müßigen Fiedler zuzuhören, dem Konzertmeisterin Kati Debretzeni – passender geht’s nicht – die schönen Klezmerweisen unterlegte, dem mit Getöse eine durchreitende Kapelle antwortete. Was für ein Spaß!