In diesem Monat erkunden wir die Welt der Lieder. Was macht ein gutes Programm aus? Wie sollte ein Publikum an ein Lieder-Recital herangehen? Wir sprechen mit den führenden Vertretern des Kunstliedes von heute, um einen Einblick in eine Welt zu bekommen, zu der ein Hörer manchmal schwer Zugang findet. Den Anfang macht die schwedische Sopranistin Miah Persson:

Bachtrack: Anhand welcher Kriterien stellen Sie ein Programm für einen Liederabend zusammen?
Miah Persson: Das ist unterschiedlich. Manchmal sucht man Lieder in einer bestimmten Sprache (nur deutsche, französische oder skandinavische Komponisten) oder einem bestimmten Thema aus (Wiegenlieder, Liebe, chronologische Reihenfolge der Komposition etc.). Ich versuche auch, höchstens vier Komponisten in ein Programm zu nehmen, und dafür ein paar weniger bekannte Lieder dieser Komponisten einzubauen.
Welchen Rat würden Sie Zuhörern geben, für die Lieder neu sind, um ihnen den Einstieg ins Repertoire zu erleichtern? Sollten Künstler im Laufe des Recitals mit ihrem Publikum sprechen?
Ich glaube nicht, dass das Publikum Hinweise braucht, wenn es darum geht, das Konzert zu genießen. Wenn sie sich die Mühe gemacht haben, ins Konzert zu kommen, dann bin ich mir sicher, dass sie auch Interesse und Neugier für die Kunstform haben!
Was das Sprechen zum Publikum während des Konzertes betrifft, überlasse ich das jedem Künstler. Manche fühlen sich dabei wohl, andere nicht...
Wie fühlt es sich an, wenn alle Köpfe im Publikum im Programmheft stecken, um den Text zu verfolgen? Würden Übertitel helfen? Sollten Besucher die Texte vor den Konzert lesen?
Hmmmm, schwierige Frage. Ich singe viel auf Schwedisch und Norwegisch und verstehe, dass das Publikum da während des Recitals den Text mitlesen muss. Mich stört das nicht – man muss nur nach den Leuten im Publikum Ausschau halten, die in diesem Moment nicht nach unten sehen. Übertitel sind da nicht viel besser, denn dann schaut das Publikum immer über deinen Kopf, um zu lesen.
Welche Vorteile hat das Liedpodium im Vergleich zur Opernbühne?
Die direkte und intime Kommunikation mit dem Publikum und die Möglichkeit, ALLE Nuancen in deinem Instrument zu nutzen!
Welches Lied singen Sie am liebsten (und warum)?
Es ist schwer, nur ein einziges Lied zu nennen, aber ich liebe es, in meiner Muttersprache und Lieder von skandinavischen Komponisten zu singen; das ist eine Herzensangelegenheit für mich!
In welcher Sprache singen Sie am liebsten?
Deutsch, Italienisch, Französisch und Schwedisch.
Haben Sie einen Pianisten, mit dem Sie oft in Recitals zusammenarbeiten? Was sind seine/ihre besten Eigenschaften?
Nein, ich habe das wunderbare Privileg, mit verschiedenen Pianisten zu arbeiten – Malcolm Martineau, Roger Vignoles, Matti Hirvonen und Joseph Breinl. Sie sind alle sehr unterschiedlich aber unheimlich feinfühlig, mit großer Kunstfertigkeit und Sinn für Humor.
Aus dem Englischen übertragen von Hedy Mühleck.