Die Gemeinschaftsproduktion von Komponisten und Interpreten ist eine durch und durch kreativ-soziale Angelegenheit, wobei mitunter einzigartige Musik mit neuartiger Spieltechnik hervorgebracht wird. John Cage und David Tudor sowie Luciano Berio und dessen Frau, die Sopranistin Cathy Berberian, sind für ihre gemeinsam entstandenen Arbeiten bekannt. Indem sie ihre jeweiligen kompositorischen Ideen miteinander in Beziehung setzten, entstanden Kompositionen wie 4'33'' oder Sequenza III. Im Jahr 2013 wandte sich Georges Aperghis, der 1945 in Griechenland geboren wurde und heute in Frankreich lebt, an den Dirigenten Emilio Pomárico und ans Klangforum Wien. In einem ebensolchen Zusammenwirken von Musikern entstand Situations, und noch im selben Jahr wurde seine Komposition bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt.
In Situations steht die persönliche Verbindung zwischen Komponist und Interpreten im Mittelpunkt und die zwischenmenschlichen Beziehungen sind wesentlich für die kompositorische Entwicklung. Ideen zur Musik entfaltete Aperghis vor allem durch seine Auseinandersetzungen und Gespräche mit den Instrumentalisten des Klangforums. Auf Grundlage intensiven Austausches reflektierte er die Konstellation des Ensembles und entschied, jeden einzelnen der insgesamt 24 Musiker je nach Persönlichkeit und Position innerhalb der Gruppe musikalisch herauszustellen.
Mit Situations erreichte auch Focus Georges Aperghis, ein Konzertzyklus im Rahmen des diesjährigen MaerzMusik Festivals, einen Höhepunkt. Eröffnet wurde das Stück mit einem virtuosen Solo von Uli Fussenegger, welches an das von Aperghis ebenso für ihn komponierte Parlando erinnerte. Fussenegger spielte es markant lebendig und kräftig. Aperghis komponierte die Soli natürlich nicht nur für den Kontrabass, sondern gab auch weiteren Instrumenten je nach persönlicher Disposition der Musiker spieltechnischen Vorzug. Das Bratschensolo von Dimitrios Polisoidis beispielsweise wurde mit warmem Klang, lyrisch und romantisch gespielt und bildete in der sehr intensiven, 65-minütigen Komposition eine erfrischende Atempause für den Zuhörer. Darin konnte man den Blick durch den Saal und über die Bühne schweifen lassen, und auch eine gewisse Leere entdecken: