Hamburg, Luxemburg, Paris, New York. Das Budapest Festival Orchestra ist auf Tour und spielte gleich zwei Programme in der Elbphilharmonie. Der für den verhinderten Iván Fischer eingesprungene Gábor Káli wurde vom Intendanten begrüßt und kündigte seinerseits die im Original erklingenden Rumänischen Volkstänze und ihre Spieler an. Drei Männer treten ein; mit dabei: zwei Geigen und einen Bass. Es sind drei Orchestermitglieder, die mit größter Leidenschaft die volkstümlichen Weisen zum Klingen bringen. Melodie, Akkorde und brutal minimalistischer Bass, teils Stampfen und Klatschen gehören zu den Tänzen. Dabei werden sie von lächelnden Kollegen im Orchester beobachtet. Von Anfang an heben die Musiker die sonst so steife Formalität eines Konzertes auf und erwärmen die Herzen mit ihrer Natürlichkeit und der Lust am Spiel.
Béla Bartóks Orchesterversionen der Volkstänze sind farbenfroh und das Festival Orchestra spielte mit seidig klingenden Streichern. Auch das Können von Piccolo-Flötistin und Soloklarinettist ist nur zu bestaunen. Der ganze Klangkörper gab sich mit vollem Einsatz den stürmisch-romantischen Melodien hin.
War man vorher noch nicht gefangen genug, verzauberte die Sängerin Márta Sebestyén den Rest der Zuhörer. Sebestyén, in einem traditionellen Outfit mit roten Stiefeln und grünem Oberteil, beherrscht ihre Stimme. Dieser für das halbtongeschulte Ohr fremd klingende Gesang hat seine ganz eigene Kraft. Wenn dann noch das Orchester als einstimmiger Chor fungiert, als wäre man auf einem Volksfest, kann man sich vor Freude gar nicht zwischen lachen und weinen entscheiden.
Bartóks Bauernlieder für Orchester sind nicht weniger folkloristisch, nehmen mit satten Streichern und übermächtiger Tuba- und Paukenfraktion aber epische Ausmaße an. Die herrlichen Takt- und Tempowechsel geben der Musik ständig einen neuen Charakter. Vor der Pause sangen alle noch mal mit. Bei Sebestyéns Zugabe mit ihren drei Streichern hätte man am liebsten sogar selbst gern in die Lieder eingestimmt.