Die Münchner Philharmoniker lassen unter ihrem aktuellen Chefdirigenten Valery Gergiev die lange Bruckner-Tradition des Orchesters mit einer Kompletteinspielung der Symphonien wieder aufleben und nicht zufällig tummeln sich zu Beginn der neuen Saison gleich mehrere Symphonien des Linzers auf dem Programm. Am Freitag setzten die Philharmoniker Bruckners monumentale Achte aufs Programm, die mit ihren achtzig Minuten Aufführungszeit bei ihrer Erstaufführung neue Maßstäbe für das symphonische Genre schuf.
Gergievs Brucknerinterpretationen mit dem Orchester waren in den vergangenen Spielzeiten sicherlich nicht unumstritten, waren sie doch meistens eher eine Suche. Mit der ausschweifenden, dramatisch intensiven Symphonie gelang Gergiev allerdings eine spannende Interpretation, die fernab von kathedralem Übermaß und mystischem Nebel lag. Dunkel tönten die Philharmoniker, die mit großem Streicherapparat, zehn Kontrabässen und den vorgesehenen drei Harfen den Platz auf der Bühne der Philharmonie knapp werden ließen. Die Musiker wirkten klanglich geschärft und als Ergebnis belohnten sie das Publikum mit luxuriösem, geschliffen homogenem Klang.
Bereits die tastenden ersten Takte des Allegro moderato hatten bei Gergiev mehr handfesten Charakter – ein Ansatz, der sich in der interpretatorischen Gesamtschau als durchaus schlüssig erwies. Gergiev interessierte sich mehr für die dramatischen Umbrüche der Symphonie, die er schroff, bisweilen erbarmungslos abreißen ließ. Saftige Klangströme gehörten in dieser Interpretation ebenso dazu wie kernige Blechchoräle. Kein Wunder also, dass diese Achte passagenweise Assoziationen zu Richard Wagner hervorriefen. Mit fast zärtlicher Zurückhaltung endete der erste Satz schließlich in den Streichern.
Im zweiten Satz, dem Scherzo, agierten die Philharmoniker sehr agil und gleichzeitig mit rustikalem Charme. Die kreisartigen Repetitionen des Themas führte Gergiev mit konsequenter Stringenz fort und stellte das Trio mit kammermusikalischer Transparenz heraus.