Zu ihrem 125-Jährigen Jubiläum ließen die Münchner Philharmoniker unter der Leitung ihres amtierenden Chefdirigenten Valery Gergiev das bedeutendste Konzertereignis in ihrer Geschichte wieder aufleben: Die Uraufführung der „Symphonie der Tausend” vor 108 Jahren unter der Leitung des Komponisten Gustav Mahler höchstpersönlich – ein Konzertspektakel, das aus heutiger Sicht längst legendären Charakter angenommen hat. Neben mehr als 1000 Musikern fanden sich unter den Zuhörern Künstlergrößen wie Leopold Stokowski, Siegfried Wagner und Thomas Mann.
Bevor die Philharmoniker jedoch den Gasteig mit den monumentalen Mahlerklängen füllten, erwartete die Zuhörer die archaisch, trockene Polyphonie, die Igor Strawinsky in seiner Psalmensymphonie anschlägt. Hier war Gergiev in seinem Element. Konsequent puristisch führte er die vielen einzelnen Stimmen zu einem transparenten Klanggemälde zusammen – nicht selbstverständlich, bei der ungewöhnlichen Besetzung, die Strawinsky für die Aufführung fordert. Ohne Violinen, Bratschen und Klarinetten, dafür mit zwei Klavieren schnurrten die Philharmoniker durch die motorisch gewebte Struktur der Partitur.
Die Verwendung der lateinischen Psalmentexte war für Strawinsky nicht primär mit einem religiösen Statement in westlicher Kirchentradition verbunden, vielmehr ermöglichte ihm das Latein, den Text unmittelbar in die Musik einzubinden und jegliche Ausdeutung dem Zweck der Klangmalerei unterzuordnen. Diese gestrenge Form und rhythmische Prägnanz machte sich der Philharmonische Chor zu eigen, verzichtete auf jegliche Emotion und gestaltete gerade deshalb eine höchst eindrucksvolle Interpretation. So geschlossen düster und spannungsgeladen hörte man die hymnischen „Alleluia“-Rufe selten.
Nach der Pause platzte die Bühne der Philharmonie wie zu erwarten aus allen Nähten. Neben dem Philharmonischen Chor wirkten der spanische Chor Orféon Donostiarra und die Augsburger Domsingknaben an der Aufführung mit.