Laut einem Brief an seine Frau Constanze vom 8. Oktober 1791 komponierte Mozart sein berühmtes Klarinettenkonzert, sein letztes reines Instrumentalkonzert, fast nebenbei, parallel zu den Arbeiten an seinem legendenumwobenen Requiem. Darin geht seine Krankheit in der ausschweifenden Lebensfreude bei Billardspiel, schwarzem Kaffee und Tabak völlig unter, und beim Blick auf die Werke, die Mozart in den letzten drei Monaten verfasste, erfährt man nicht nur etwas über den unvorstellbaren Arbeitswahnsinn, sondern vor allem über seine Produktivität, Programmvariation und Probierfreude am Ende seines kurzen Lebens.
Dennoch umgibt Mozarts letzte Stücke zugleich eine Aura von dramatischer Tiefe, vor allem gespeist aus der Verwendung „neuer“ Instrumente, der Harmonik und den Tonarten. So kommt beispielsweise das Dunkle durch seinen bevorzugten Einsatz von Bassinstrumenten wie Bassetthorn und Bassetklarinette farbig heraus, von denen Mozart nach ihrer Entwicklung einige Jahre zuvor sowohl im berühmten Klarinettenkonzert und dem Requiem als auch in seinen Opern Die Zauberflöte und Clemenza di Tito gerne Gebrauch machte. Ebenso stach das aufgrund des Instruments nicht verwunderliche, in Textur und Ton markant Zerbrechliche des c-Moll-Adagios des Glasharmonikakonzerts gleich zu Beginn der Auswahl heraus, die Marc Minkowski für seine Rekonstruktion der letzten Monate des Jahres 1791 auswählte.
Dabei kam die Glasharmonika leider gar nicht zum Einsatz, sondern musste vom imitierenden Glockenspiel ersetzt werden. In Anbetracht dessen, dass diese Verwandlung reibungslos funktionierte und das kleine Spielkästchen durch die Assoziation zu Mozarts Zauberflöte einen Zusammenhang herstellte, fiel die Abweichung nicht zu stark ins Gewicht. Dazu bei trug Solist Francesco Corti, der in der Interpretation feinperlig über die Tastatur hauchte und mit seinem geläufigen und eleganten Ansatz für eine angemessen intime, andachtsvolle Atmosphäre sorgte, obwohl es schien, als ob sich das Publikum erst an diese Rarität Mozarts listiger Kammermusik gewöhnen musste. Sensibilität verlangte auch das Quartett um das Soloinstrument, bestehend aus Viola, Cello, Flöte und Oboe. In exakter Balance, besonders im folgenden Rondo, in dem es neben der untermalenden Weise den deutlich aufgelockerten Gestus in den Begleitungen und Reprisen gewitzt aufnimmt, zerstreuten die fünf Musiciens du Louvre später aber den Gedanken an ein letztmalig geschlagenes Totenglöckchen.
Nach berüchtigter Verzweiflungsarie „Ach ich fühl's“, die Chiara Skerath mit sanft gebettetem, sonnentief angewärmten Sopran dynamisch auskostete, ging es genauso subito in das berühmte Klarinettenkonzert über, das mit einem fließend-leichten, mild-ausgelassenen Allegro begann. Darin glitt Solist Nicolas Baldeyrou mit abgefederten Oktavwechseln galant durch die Lagen, wobei er seine Klarinette in freudiger Anschauung ihrer Wandlungsfähigkeit und Reichweite mit weichem Ton zum Singen brachte. Das Adagio, nahm Minkowski nicht zäh, sondern im ruhigen Fluss selig-pulsierend, wobei das Orchester die Spannung mit starker dynamischer Differenzierung hielt.