„Im Geiste von Mozart und Saint-Saëns” habe er sein Klavierkonzert in G-Dur komponiert, verriet Maurice Ravel den staunenden Zeitgenossen. Selbst wenn die Kopplung dieser Komponisten von Ravel aus Liebe zur Paradoxie eher augenzwinkernd erfolgte, lässt sie doch Rückschlüsse auf die Intention des Werks zu: keine dramatischen Effekte oder bombastisch romantischen Materialschlachten sind da zu hören, eher fein unterhaltend im klassischen Geiste kommt es daher, „Ich denke in der Tat, dass die Musik eines Konzerts leicht und brillant sein kann.” 1932 geschrieben gehört es zu Ravels letzten Werken, nur von ferne leuchten noch betörende Farbtupfer des Impressionismus auf. Viel deutlicher blitzen die frischen Einflüsse seiner USA-Reise hervor, auf der er auch George Gershwin kennenlernte.
Mit Hélène Grimaud und Mozarts d-Moll-Konzert waren die Bamberger Symohoniker bereits zuvor auf Tournée, nun spielte die französische Starpianistin in der Bamberger Konzerthalle Ravels hintergründig-heiteres G-Dur-Klavierkonzert, in dem sie seit ihrem Karrierebeginn durch Intellekt und aufwühlende Virtuosität beeindruckt. Wie zum Sprint-Wettkampf gab die Holzpeitsche den Startknall, dann stürzte sich Grimaud in die furiosen Glissandi und breit angelegten Accelerandi des Allegramente, die bald von spitzen Piccoloflöten-Tönen gewürzt und in wiegenden Streicherklang der Symphoniker gebettet wurden. Eine Prise Impressionismus erklang mit Eintritt des zweiten Themas, auch dem Orchester unter präzis-fordernder Anleitung ihres Chefdirigenten Jakub Hrůša gelangen traumhafte Übergänge in die lockere Agogik von Blues-Elementen. Da wehten mondäne Jazzanklänge im Trompetensolo durch den Saal, ließen Erinnerungen an Rhapsody in Blue aufkommen, bevor Grimaud nach surreal anmutenden Passagen von Harfen- und Streicherglissandi mit vehement attackierendem Rhythmus zum Hauptthema zurückleitete und Hrůša im energiegeladenen Schlussakkord die am Pult abgesprengte Taktstockspitze zwischen die ersten Violinen katapultierte.
Die lange Solo-Introduktion zum Adagio assai gestaltete Grimaud mit träumerischer, an Chopin erinnernder Melancholie, wunderbar dann von der Soloflöte (Daniela Koch) und der Holzbläser-Gruppe aufgefangen. In verführerisch mattschimmernden Arabesken gelangen ausdrucksstarke, dezent ausgesungene Dialoge mit den ausgezeichneten Orchestersolisten wie Oboe (Andrey Godik) und Englischhorn (Yumi Kurihara). Mit messerscharfer Rasanz faszinierten Solistin und Orchester schließlich im mitreißend-motorischen Schluss-Presto mit seinen markanten Schlagzeugeffekten und schräg-jazzigen Posaunen-Akkorden.