Steven Isserlis & Friends spielen 100 Jahre nach Ausbruch des 1. Weltkriegs Music in the shadow of war – Musik, die Claude Debussy, Gabriel Fauré, Igor Strawinsky, Zoltán Kodály und Edward Elgar im Schatten des Krieges schrieben und damit zeigen, wie dieser auch Einfluss auf das Schaffen der Komponisten aus verschiedensten Ländern nahm.
Claude Debussys Sonate für Violine und Klavier in g-Moll ist das erste Werk an diesem Abend. Anfänglich als Serie von sechs Sonaten geplant, entstanden letztlich nur drei Werke, die, wie Debussy selbst in einem Brief erwähnte, ein wenig von der zerstörten Schönheit wieder aufbauen sollten. Dieses Zerstörerische vermittelte Joshua Bell auf der Violine. Nach einem imposanten Einstieg in den ersten Satz mit starken forte-Passagen und staccati nimmt er sein Spiel bewusst zurück, um sich völlig auf das lange Ausspielen der Spitzentöne zu konzentrieren, und es scheint, dass diese Töne jener Nachdenklichkeit Ausdruck verleihen sollen, die im Kriegsgeschehen vermeintlich in Vergessenheit geriet. Bell ist ein Mann, der sich ganz der Energie der Musik verschreibt, die er spielt. Ihm gelang eine perfekte Differenzierung zwischen dem so nachdenklichen Intermède und dem teils sehr bewegt bezeichneten Finale, ohne dabei in ein zu theatralisches Spiel zu verfallen, zu welchem die Triller und Legato-Läufe geradezu einladen. Zur Seite stand ihm dabei Pianist Dénes Várjon, der die für Debussy so typischen Klangteppiche am Steinway sehr ausdrucksvoll gestaltete, dabei aber die Violine nicht übertönte, auch wenn sich das im Großen Saal der Stiftung Mozarteum nicht immer einfach umsetzen lässt.
Viel statischer, dabei aber nicht weniger intensiv war Steven Isserlis in der folgenden Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 1 in d-Moll von Fauré. Seine Bewegungen mögen zwar ruhiger erscheinen, seine Interpretation der Sonate war jedoch das genaue Gegenteil. Isserlis ist bekannt für seine scheinbar mühelose Virtuosität am Violoncello. Besonders zu erwähnen sind seine mühelosen, doch immens intensiven crescendi, bei denen man sich unweigerlich an die Gewalt des Krieges erinnert fühlte. Zusammen mit Joshua Bell bewies sich Steven Isserlis an Zoltán Kodálys Duo für Violine und Violoncello op. 7. Obwohl ihr Auftreten unterschiedlicher nicht sein könnte, sind die beiden auf der Bühne gleichberechtigte Partner und gehen perfekt aufeinander ein. Die homophonen Passagen im Allegro serioso wirken wie von einer Hand gespielt, und im etwas nachdenklicheren Adagio erinnert die Violinstimme an ein großes Seufzen, während Isserlis durch die sehr düster gespielten tremoli die ständig drohende Gefahr des Krieges präsent machte. Nach dieser anspruchsvollen Darbietung war es daher nur verständlich, dass sich die beiden Künstler erst einmal erleichtert in die Arme fielen.