Gehüllt in eine Wolke aus Punsch- und Waffelgeruch von den umliegenden Weihnachtsmärkten fand im Stefaniensaal das schon traditionelle Weihnachtskonzert des recreation-Großes Orchester Graz statt. Da das Repertoire an festlichen Klassikern aber nicht unendlich ist, wurde in diesem Jahr Leopold Mozarts Musikalische Schlittenfahrt zum Ausgangspunkt eines Konzerts, das man zu einer anderen Jahreszeit getrost auch als „Hommage an Mozart“ verkaufen hätte können, denn gespannt wurde ein Bogen von Leopold über Wolfgang Amadeus Mozart bis hin zu Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Mozartiana.
Winterliche Idylle dominierte in Leopold Mozarts Schlittenfahrt, noch bevor der erste Ton gespielt wurde, begrüßte doch Dramaturg Thomas Höft, der in die Rolle des Mozart geschlüpft war, in einen dicken Pelzmantel gehüllt das Publikum, um die Anmerkungen, die der Komponist den Zuhörern bei der Uraufführung 1755 ausgeteilt wissen wollte, der Musik voranzustellen. Als Kutschführerin fungierte die junge französische Dirigentin Marie Jacquot, die kurzfristig für die erkrankte Kristiina Poska einsprang. Äußerst schwungvoll und mit fein differenzierter Dynamik manövrierte Jacquot das Orchester durch glitzernd klirrende Schneelandschaften, die die Musiker plastisch und in kühlen Farben zum Strahlen brachten. Majestätisch erklangen in der Intrada die Trompeten; überhaupt waren es die Bläser, die in diesem Stück den größten Eindruck hinterließen, da sie herrlich weich und intelligent phrasiert den Winter zu Musik werden ließen. Herrschaftlich erklangen dann auch die deutschen Tänze, ohne dabei zu plakativ zu wirken, bevor die Gesellschaft unter dezentem Glöckchengeläut in ihren Schlitten wieder den Heimweg antrat.
Von der winterlichen und in Ansätzen auch weihnachtlichen Stimmung des ersten Werks entfernte sich der Abend mit dem Generationenwechsel im Programm, weg von Leopold Mozart und hin zu dessen weitaus berühmterem Sohn. Mit ebenso dezenter aber klarer Gestik animierte Marie Jacquot das Orchester bei Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Horn und Orchester Nr. 2 in Es zu federleicht tänzelnden Passagen und dazu, ein ideales klangliches Zwiegespräch mit dem Naturhorn des Solisten Christian Binde einzugehen. Faszinierend war, wie virtuos Binde sein Instrument zu spielen versteht und ihm eine breite Palette an dynamischen und farblichen Schattierungen entlockte; ich persönlich muss jedoch gestehen, dass ich den volleren Klang eines heutigen Waldhorns letztlich bevorzugt hätte. Obwohl die Orchestermusiker von der Dirigentin sichtlich zu Zurückhaltung angehalten wurden, ging der Solist im Allegro maestoso und im Andante bei aller Kunstfertigkeit leider etwas unter und wurde erst im Rondo bei galoppierenden Rhythmen schließlich wirklich präsent.