Um Morton Feldmans fünfstündiges Zweites Streichquartett und zahlreiche weitere zeitgenössische Werke zu erleben, strömten viele Neugierige zum extrem ausgedehnten Abschlusskonzert des Festivals MaerzMusik. Das Konzert wurde als eigenständige „Komposition in Raum und Zeit“ angekündigt, bei der die Besucher eingeladen waren, sich in dieser 30-stündigen Monumentalveranstaltung im Kraftwerk Berlin, einem ehemaliges Heizkraftwerk in der Stadtmitte, einer künstlerischen Grenzerfahrung hinzugeben.
Stille fand man im Kraftwerk keine, da die Lüftungsanlagen wo immer man sich befand hörbar waren, und so klang Feldmans Komposition für Streichquartett an diesem Abend anders als vermutet: Um die eher leise Musik im geräuschvollen Raum besser hören zu können, wurde das Streichquartett zusätzlich verstärkt, daher war die dynamische Breite, die der Partitur nach vom fünffachen Piano bis zum dreifachen Forte reicht, leider nicht deutlich wahrzunehmen. Allerdings spielte das Minguet Quartet mit zarten Klängen, so intim und konzentriert, dass man das Brummen im Hintergrund beinah vergaß. Die Dissonanzen, welche das menschliche Ohr eigentlich als unangenehm wahrnimmt, ertönten durch raffiniert balanciertes, interaktives Zusammenspiel des Quartetts doch recht bekömmlich.
Diese Komposition ist nur eine von vielen, die sich im Rahmen des Festivals mit den namengebenden, elementaren Zeitfragen beschäftigt. Morton Feldmans Kommentar dazu beschreibt nicht nur den Hintergrund der Entstehung seines eigenen Werkes, sondern bringt auch die Fragestellung des Festivals auf den Punkt: „My whole generation was hung up on the 20- to 25-minute piece. It was our clock. We all got to know it, and how to handle it. As soon as you leave the 20- to 25-minute piece behind, in a one-movement work, different problems arise. Up to one hour you think about form, but after an hour and a half it's scale. Form is easy: just the division of things into parts. But scale is another matter.“
Im Kontrast zu den langen Streichquartetten Feldmans war im Anschluss eine kürzere Komposition, Sgorgo Y für E-Gitarre von Pierluigi Billone, zu hören. Jede Seite der Partitur besteht nur aus drei Akkoladen, und man kann die Fülle der musikalischen Informationen darin nur vermuten. Jedoch ging Yaron Deutsch an der E-Gitarre hervorragend auf diese Anforderung ein; er spielte lebhaft und artikulierte temperamentvoll.