Im Rahmen eines „Zeitinsel Bernd Alois Zimmermann” benannten Wochenend-Minifestivals waren im Konzerthaus Dortmund unter dem Titel „Nobody knows” jeweils zwei Werke von Leonard Bernstein und Bernd Alois Zimmermann zu erleben. Die Kombination dieser sehr unterschiedlichen Komponisten bot sich an; beide wären dieses Jahr 100 Jahre alt geworden und beide haben sich in einigen ihrer Werke vom Jazz inspirieren lassen. Im Vorgespräch, welches der scheidende Dortmunder Intendant Benedikt Stampa mit Ingo Metzmacher führte, meinte Metzmacher, er glaube, beide Komponisten hätten einander gut verstanden, wenn sie sich getroffen hätten, da beide sehr idealistische Charaktere waren.
Prelude, Fugue and Riffs für Soloklarinette und Orchester – Solist hier war Dirk Altmann – ist ein rasantes und geniales Stück für Jazz-Ensemble, das von Woody Herman 1949 in Auftrag gegeben und erst 1955 von Benny Goodman uraufgeführt wurde. Die Musiker des SWR Symphonieorchesters spielten die schwierige Musik frisch und lebendig, die Virtuosität der Solisten beeindruckte sehr, nur in den entspannten Passagen wollte sich ein echtes Jazzgefühl noch nicht recht einstellen.
Aus seinem beinahe zweistündigen Musiktheaterspektakel Mass hatte Bernstein noch im Jahr der Uraufführung 1971 zwei Meditationen für den Konzertgebrauch bearbeitet. Bei beiden Meditationen kam der großen Klaisorgel im Dortmunder Konzerthaus eine gut hörbare Rolle zu. Der fahrbare Spieltisch dieser dreimanualigen Orgel machte es möglich, den Organisten seitlich zum Orchester zu positionieren und so einen optimalen Kontakt zum Dirigenten herzustellen. Die wohltönenden Bassregister dieses den Konzertsaal optisch bestimmenden Instrumentes sorgten mit ihren fühlbaren Pfeifenvibrationen für ein auch körperlich erfahrbares Konzerterlebnis.
Der schwedische Trompeter Håkan Hardenberger war in vielerlei Hinsicht der Höhepunkt des Abends. Nicht nur war sein virtuoses Spiel unter Einsatz von drei verschiedenen Dämpfern eine eindrucksvolle Präsentation der Klang- und Gestaltungsmöglichkeiten dieses Instrumentes, Hardenberger fügte sich auch mühelos in den warmen Orchesterklang des SWR Symphonieorchesters ein, dessen Bläsersolisten ihrerseits bravourös die Klangfarben des Solisten imitierten. Als Zugabe spielte Hardenberger dann sehr passend den Jazzstandard My Funny Valentine in einem Arrangement von T. Stevens. Dessen traurige Melodie verführte wie der zuvor bei Zimmermann mehrfach zitierte Spiritual Nobody knows the trouble I‘ve seen zum inneren Mitsingen, welches die Collagetechnik in Zimmermanns Werk noch einmal deutlich vor Augen führte.