Ein Opernhaus voller junger Menschen? Zugegeben, ein seltenes Bild. An der Oper Graz jedoch wurde in Kooperation mit der Kunstuniversität erstmals seit langem wieder eine Kinderoper auf der Hauptbühne gezeigt und mit einer gelungenen Premiere vor beinahe vollem Haus der Beweis geliefert, dass das Interesse des jungen Publikums an der Oper, allen Unkenrufen zum Trotz, groß ist.
Auf dem Programm stand Elisabeth Naskes zweiaktige Familienoper Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch, die auf dem gleichnamigen Buch von Michael Ende basiert. Im direkten Vergleich zum Titel, der wahrlich ein Zungenbrecher ist, ist die Handlung simpel: Eine Hexe und ein Zauberer haben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen – im Tausch gegen Zauberkräfte müssen sie pro Jahr ein festgelegtes Pensum an Umweltschäden erfüllen. Beide sind jedoch mit ihren Missetaten arg in Verzug geraten und bekommen deshalb Besuch von einem Abgesandten des Teufels, der auf Einhaltung der Verträge pocht. Durch einen Wunschpunsch, der gute Wünsche ins Gegenteil umkehrt, wollen sie in der Silvesternacht doch noch ihren Pflichten nachkommen. Bespitzelt werden sie dabei von einem Kater und einer Krähe, die vom hohen Rat der Tiere ausgeschickt wurden und die Zerstörung der Welt verhindern sollen. Es gelingt ihnen, die Umkehrwirkung des Punsches aufzuheben, die Welt verändert sich zum Guten und Hexe und Zauberer werden schließlich vom Gesandten des Teufels geholt.
Die verschiedenen Figuren der Handlung verdeutlicht Elisabeth Naske in ihrer Komposition durch eine Vielzahl an musikalischen Stilen; es gibt jazzige Elemente, revueartige Passagen, stellenweise erinnert die Musik an argentinischen Tango, dann wieder an den lautmalerischen Soundtrack eines Gruselfilms, und zwischendurch erklingen Hollywood-ähnliche Klangeffekte. Einer jeden Rolle wird überwiegend ein charakteristischer Stil zugeordnet; so darf der Kater Maurizio etwa sehr lyrisch miauen, während Krähe Krista zu jazzigen Klängen tanzt und die Musik der Hexe Tyrannja Vamperl Anklänge an Mozarts Königin der Nacht aufweist. Es handelt sich jedoch keinesfalls um „leichte Kost“, die dem Publikum angeboten wird, sind doch eingängige Melodien rar gesät, die Stilbrüche oft sehr abrupt und auch einige stark atonale Passagen eingestreut. Das Libretto von Theresita Colloredo bietet viel Wortwitz und Situationskomik, setzt allerdings, besonders in Anbetracht der Hauptzielgruppe, mit Fachbegriffen wie Feinstaub oder kulturellen Verweisen, etwa auf den Schierlingsbecher, einiges an Wissen voraus.
Die Inszenierung von Dominique Mentha ist, bis auf eine Szene in einem stilisierten Kirchturm, durchgehend im Giftlabor des Zauberers Beelzebub Irrwitzer angesiedelt und bietet rauchende Gerätschaften, bunte Elixiere und viel Raum für Magie. Licht und Nebeleffekte ergänzen diese Welt der Zauberei, ebenso wie die herrlich schrillen Kostüme von Susanne Boner. Da es sich bei der Produktion des Wunschpunsches wie bereits erwähnt um eine Kooperation zwischen der Oper Graz und der Grazer Kunstuniversität handelt, wurden alle Rollen mit StudentInnen bzw. jungen AbsolventInnen besetzt. Mit durchgehend hohem gesanglichen Niveau und viel Freude am Spiel sorgte diese junge Garde für einen tollen Gesamteindruck, und es wäre wünschenswert, auch in Zukunft eine solche Kooperation zwischen Opernhaus und Universität zu sehen.