„Meine Wunderharfe“, so nannte Richard Wagner liebevoll die Sächsische Staatskapelle Dresden, der er Mitte des 19. Jahrhunderts für kurze Zeit als Kapellmeister vorstand. Diesem wohlklingenden Beinamen sollte das Dresdner Ausnahmeorchester am 11.9. im Münchener Gasteig wieder einmal alle Ehre machen.
Das Konzert begann mit dem berückend schönen Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur KV 467 von Wolfgang Amadeus Mozart. Als Solist spielte der erst kürzlich zum renommierten Gramophone Artist of the Year 2016 nominierte Igor Levit seine eigene Wunderharfe, einen brillant intonierten Steinway Konzertflügel. An einigen Stellen war die klangliche Brillanz fast schon klirrend und damit über der Grenze Mozart'scher Klangästhetik. Ohnehin interpretierten Levit und Christian Thielemann, der die Sächsische Staatskapelle stets souverän im Griff hatte, das Klavierkonzert derart brillierend rasch, dass manche Passagen leicht überhastet klangen. Angesichts der diffizilen Akustik im großen Konzertsaal des Münchner Gasteigs hätten die Musiker gut daran getan, ein wenig das Tempo zu drosseln. Dies tat jedoch dem generellen musikalischen Genuss dieses Abends keinen Abbruch, denn Levit spannte einladend großzügige musikalische Bögen und gestaltete zugleich jede Nuance und jedes Motiv mit überwältigender Hingabe und ansteckender Freude über die seriöse Verspieltheit dieser unfassbar genialen Komposition.
Bis auf einige minimale Abstimmungsschwierigkeiten in der Durchführung des ersten Satzes und im abschließenden Allegro vivace begleitete das Orchester sensibel und äußerst klangschön. Überzeugend traten die Musiker in den Dialog mit dem Solisten und zeigten besonders im unendlich dahinfließenden berühmten zweiten Satz (Andante) ihre ganze Klasse, ohne je aufzutrumpfen. Die reduzierte Besetzung ermöglichte einen kompakten und elegant-flexiblen Orchesterklang, bei dem neben die fein ausbalancierten Streicher und das Soloklavier ein dritter Gesprächspartner trat, der besondere Erwähnung verdient: das Bläserensemble. Nicht nur bei Mozart, sondern auch im Verlauf der anschließenden Bruckner-Symphonie freute man sich jedes Mal, wenn die Bläser ihre perfekt einstudierten Solo-Passagen erklingen ließen.
Wo soll man mit dem Lob beginnen? Die Holzbläser intonierten vollendet sauber und klangschön, fein nuanciertes dem Stil des jeweiligen Komponisten angepasstes Vibrato, hochmoderne Instrumentaltechnik eben, besonders auffällig bei Oboe und Flöte, und auch Trompeten, Posaunen und vor allem die Hörner musizierten makellos. Lediglich in der Dritten Bruckner-Symphonie waren zwei Attacken ein wenig ausgefranst. Diese Einsätze der Horngruppe nach Generalpausen exakt synchron hinzubekommen ist allerdings immer ein Lotteriespiel. Levit, Jahrgang 1987, tupfte als Zugabe noch das unschuldige Waltz-Scherzo aus den Puppentänzen von Dimitri Schostakowitsch auf die Bühne, freute sich diebisch über diese musikalische Humoreske und beendete damit elegant den ersten Teil dieses kurzweiligen Konzertabends.