Wenn Sie ein Freund der Orchestermusik sind, ist die Symphonie noch immer das Herzstück eines Orchesterprogramms. Wir haben uns zusammengesetzt, um unsere Datenbank nach interessanten Orchesterveranstaltungen in diesem Jahr zu durchforsten, und haben eine Liste von Symphonien zusammengestellt, die Sie nicht verpassen sollten. Und das sind sie, in der Reihenfolge, in der sie dieses Jahr am öftesten aufgeführt werden.
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Ludwig van Beethoven – Symphonie Nr. 5 in c-Moll, Op.67
Nichts verheißt „klassische Musik“ wie das 'Da da da daaaah' in Beethovens Fünfter Symphonie. Sie wurde 1808 uraufgeführt und umfasst all die dunklen, energiereichen und dramatischen Qualitäten der Romantik, ohne sich dabei zu sehr vom bekannten, eingängigen Thema der ersten Takte zu entfernen, was die Symphonie für erfahrene Konzertbesucher und Konzertnovizen gleichermaßen zugänglich macht.
Es ist nicht verwunderlich, dass Beethoven diese „Liste der Meistgespielten“ anführt; Aufführungen des Werkes sind über dreißig Städte von Maryland über Madrid bis Melbourne verteilt. Ein Höhepunkt dabei wird sicherlich das Konzert in New York im April unter der Leitung von Pablo Heras-Casado sein, bei dem Cellistin Alisa Weilerstein außerdem Schostakowitschs zweites Konzert spielt.
Johannes Brahms – Symphonie Nr. 1 in c-Moll, Op.68
Wenngleich sie stark in Beethovens Tradition verwurzelt ist und manchmal sogar als „Beethovens Zehnte“ bezeichnet wird, so ist ihre Beliebtheit doch ihr eigener Verdienst. Sie ist originell, mit langsamen, kraftvollen Einleitungen im energetischen ersten Satz und im Finale, in dem sich alle Spannung löst. Ihre komplexe Dichte, ihre Lyrik und ihre thematische Entwicklung machen sie besonders – ein monumentales Werk, das tiefe Gefühle erkundet.
Konzerte mit Brahms' Erster muss man 2015 bei 28 Aufführungen in den USA und in Europa bis in die Türkei nicht lange suchen. Man kann sie unter der Leitung von Größen wie Kent Nagano in Göteborg, unter Christoph Eschenbach mit den Wiener Philharmonikern und unter Bernard Haitink in Boston sehen.
Peter Iljitsch Tschaikowsky – Symphonie Nr. 6 in h-Moll, „Pathétique”, Op.74
Die Pathétique ist zweifelsohne eines der emotionalsten Werke auf dieser Liste. Der Zuhörer reist dabei durch die tiefe Melancholie düsterer Stimmen und dunkler Töne, die zunehmend dramatischer werden, wenn grimmige Violinen eine von Tschaikowskys exquisitesten Melodien anstimmen. Nach intensiven, beinahe hysterischen Momenten kommt Erleichterung in der Form eines 5/4-Walzers und mit dem Beginn eines optimistischen und resoluten Orchesterchores beginnt man schon, an das hoffnungsvolle Ende der Symphonie zu glauben. Die Verzweiflung des ersten Teiles kehrt jedoch zurück, und das Publikum wird zum stillen Ende der persönlichen Tragödie des Komponisten geführt.
Tschaikowskys Werke sind immer beliebt und werden 2015 in elf Europäischen Ländern sowie den USA und Russland gegeben. Wenn Sie im August einen Ausflug zum österreichischen Grafenegg-Festival planen, halten Sie Ausschau nach Zubin Mehta und dem Philharmonischen Orchester Israel, die zusammen mit Rudolf Buchbinder auch Brahms' Erstes Klavierkonzert spielen, während Manfred Honeck im April das Pittsburg Symphonic Orchestra in der Heinz Hall dirigiert. Im Rahmen dieses Programmes spielt zudem sein Bruder, Violinist Rainer Honeck, Brittens Violinkonzert.
Peter Iljitsch Tschaikowsky – Symphonie Nr. 5 in e-Moll, Op.64
Sie ist nicht ganz so berühmt wie die Pathétique, aber die Fünfte kann sogar noch bewegender sein. Die Symphonie beginnt mit einem langen, wehmütigen Klarinettensolo, und Tschaikowsky holt dieses Thema in verschiedenem Gewand in jedem Satz wieder hervor – in einem elegischen Andante cantabile, einem Walzer, und im mitreißenden Finale. Es gibt verschiedene Sichtweisen zu diesem letzten Satz, manche empfinden den Abschluss als triumphierend, andere wiederum sehen ihn als leeren Sieg, stoische Resignation in Anbetracht des Schicksals.

Die Fünfte wird 2015 beinahe so oft gespielt wie die Pathétique, mit Konzerten in Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien, doch auch in den USA und Kanada. Spannend wird es besonders mit Semyon Bychkov, der im Mai das LSO im Londoner Barbican dirigiert – am 175. Jahrestag von Tschaikowskys Geburtstag.
Antonin Dvořák - Symphonie Nr. 9 in e-Moll, „Aus der Neuen Welt“, Op.95
Dvořáks Symphonie „Aus der Neuen Welt“ ist einzigartig in ihrer Kombination von Leidenschaft und purem melodischen Einfallsreichtum. Sie ist ein Werk, das das Herz auf der Zunge hat und voller Melodien ist, die Sie nicht mehr loslassen, besonders, weil Dvořák sie meisterhaft verarbeitet und wieder aufnimmt. Es ist kein Zufall, dass diese Themen einem jeden schon durch Film und Werbung so bekannt sind. Der Name allerdings ist trügerisch, denn es ist eine Symphonie, die tief in der tschechischen Heimat des Komponisten verwurzelt ist, in der die Berge und Wälder Böhmens nie weit sind.
Die Symphonie ist in den USA natürlich immer beliebt, doch Zuhörer können Sie auch in Großbritannien, Spanien, den Niederlanden, Deutschland und Norwegen sehen. Besondere Konzertereignisse gibt es beispielsweise mit Herbert Blomstedt und dem Gustav Mahler Jugendorchester im Amsterdamer Concertgebouw im Mai, und mit Manfred Honeck und dem LSO im November, zusammen mit Hélène Grimaud, die Ravels G-Dur-Klavierkonzert spielt.
Anton Bruckner – Symphonie Nr. 7 in E-Dur, WAB 107
Bruckner Siebte Symphonie, manchmal auch die „Lyrische“ genannt, ist eine seiner beliebtesten Symphonien und die Komposition, die im zu Lebzeiten den lang erhofften Erfolg brachte. Die Melodien sind bezaubernd, manchmal dämonisch, und sehr eingängig; sie sind durchsetzt mit resoluten Passagen der Blechbläser, die dem Orchesterklang viel Tiefe geben und Bruckners große Bewunderung für Richard Wagner nicht verleugnen können. Wagners Tod und Bruckners Trauer über das Verscheiden seines Idols spiegeln sich im zweiten Satz wider.
Der erfahrene Brucknerexperte Bernard Haitink dirigiert die Siebte im September in London, während Sir Simon Rattle sie im Mai im La Scala leitet. Es gibt weitere Konzerte in Madrid, Poznań (Posen), Warschau, Hamburg, Berlin und Brüssel sowie in Pittsburgh und Toronto.
Gustav Mahler – Symphonie Nr. 5 in cis-Moll
Der bekannteste Teil dieser Symphonie ist das Adagietto des vierten Satzes, mutmaßlich Mahlers Liebeserklärung an seine Frau Alma, die den Zuhörer vom ersten Ton an bezaubert. Wo einem der erste und fünfte Satz bis ins Mark gehen, bietet das Adagietto den ersehnten Ruhepunkt inmitten des Tumults. Eingeleitet von einem markanten Trompetensolo wird der trauermarschartige erste Satz von einem lieblichen Tanz unterbrochen und kehrt dann zum ahnungsvollen Trompetenruf zurück, der leicht verändert den ganzen Satz über immer wieder auftaucht. Die Kraft und der Vorwärtsschub der Symphonie wird Sie mitreißen.
In Anbetracht des Ausmaßes der Mahler'schen Symphonien nimmt es nicht Wunder, dass sie hauptsächlich von den großen Orchestern in Angriff genommen werden: die Berliner Philharmoniker, das London Symphony und das London Philharmonic Orchestra und La Verdi geben einige der siebzehn Konzerte in diesem Jahr. Eine spannende Zusammenarbeit wird sich im August beim österreichischen Grafenegg-Festival ergeben, wo das Jugendorchester der Europäischen Union zusammen mit keiner geringeren als Diana Damrau den Auftakt zum Konzert machen.
Wolfgang Amadeus Mozart – Symphonie Nr. 40 in g-Moll, KV550
Wenn Sie bei Mozarts Vierzigster klassische Form und Eleganz erwarten, so werden Sie nicht enttäuscht: sie bringt klassische Form mit beispielloser Klarheit und Präzision zum Ausdruck. Aber die Vierzigste bietet viel mehr als technische Perfektion. Der erste Satz ist eindringlich und treibend, der zweite herzerwärmend schön, der dritte wechselt zwischen Toben und Anmut, und der vierte ist eine Explosion der guten Laune. Mozarts einzigartige Begabung, das Göttliche anzurühren, scheint durch jede Passage.
In Europa sieht man sie 2015 in Österreich, Frankreich, Deutschland, Island, den Niederlanden, Norwegen und in zahlreichen Städten im Vereinigten Königreich. Orchester aller Größen und Arten spielen es, und eine der interessantesten Aufführungen wird wohl im April in Lyon sein, wo Ton Koopman, Spezialist der historisch informierten Aufführungspraxis, das Orchestre Nationale de Lyon dirigiert, und bei der auch Mozarts Große c-Moll-Messe gegeben wird.
Camille Saint-Saëns – Symphonie Nr. 3 in c-Moll, „Orgel-Symphonie“, Op.78
Kann es ein großartigeres Finale für eine Symphonie geben als das in Saint-Saëns' Dritter? Saint-Saëns sagte dazu, er habe alles gegeben, das er konnte, und seine Mühe kann man im donnernden Klang der Orgel in diesem Satz, der oft als Titelmusik des Films Ein Schweinchen namens Babe wiedererkannt wird, hören. Die Symphonie ist dem Gedenken an Saint-Saëns' Freund Franz Liszt gewidmet, der kurz nach ihrer Uraufführung 1886 starb.
Saint-Saëns' Dritte Symphonie wird nicht so oft gegeben wie manch andere in dieser Liste, doch 2015 hört man sie in Frankreich, Ungarn, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien. In den Vereinigten Staaten empfehlen wir einen Ausflug im April und May zur Jones Hall in Houston, wo die Symphonie zusammen mit Beethovens Erstem Klavierkonzert vom jungen Klavierstar Ben Grosvenor gespielt wird.
Dmitrij Schostakowitsch – Symphonie Nr. 15 in A-Dur, Op.141
Schostakowitschs Nummer Fünfzehn ist wohl die beste Symphonie, die zu unserer (Leb-)Zeit komponiert wurde. Sie ist ein wahres Rätsel, gehüllt in Geheimnis, inmitten eines Enigmas. Warum zitiert er das Wilhelm Tell-Thema? Oder aus Tristan und Isolde? Oder Wagners Ring? Ist es Ironie, oder Parodie? Bei Schostakowitsch weiß man nie. Er nimmt uns mit an einen sehr dunklen Ort, den ein unheimliches Ticken aus dem Perkussionsregister besonders kalt macht. Sie ist außerdem die einzige bekannte Symphonie, die mit einem Glockenspiel beginnt!
Im Mai geben Donald Runnicles und das BBC Scottish Symphony Orchestra die Fünfzehnte in Glasgow und Aberdeen in einem spannenden Programm, das außerdem Schostakowitschs Erstes Klavierkonzert und Janáčeks Sinfonietta verspricht. Eine echt russische Atmosphäre bekommen Sie im Londoner Barbican, wo man sie, ebenfalls im Mai, unter Valery Gergiev hören kann; weitere Konzerte gibt es in Finnland, Deutschland, Schweden und den USA.

