Der spanische Dirigent Salvador Mas Conde mag nun wirklich nicht jedem ein Begriff sein. Nach seinem Auftritt mit dem Orchester der Klangverwaltung im Spiegelsaal von Schloss Herrenchiemsee wundert man sich allerdings, wieso. Denn im rein russischen Programm von Mussorgsky bis Rimsky-Korsakow verlangte er den Musikern alles ab und schonte das Publikum nicht. Gerade diese Mischung wurde zur strahlenden Hommage an die russische Romantik, deren schroffer Schönheit sich an diesem Abend in zugegeben opulenter Umgebung keiner entziehen konnte.
Den Beginn des Programms markierte Modest Mussorgskys Nacht auf dem kahlen Berge, die als eine der ersten russischen Symphonischen Dichtungen komponiert wurde und den Hexensabbat auf dem Berg Tirglav beschreibt. Mit wuchtigen Dissonanzen und kreischenden Läufen in den Holzbläsern entwickelt sich das Werk zu einem grotesken Tanz, der immer wieder unterbrochen schließlich mit Glockengeläut endet.
Mas Conde, der den Abend auswendig dirigiert, wählte, wie das gesamte Programm über, ein recht langsames Tempo, das er aber je nach Bedarf flexibel anzog oder abbremste. Mit Beginn des ersten Tons zeigte sich das Orchester der Klangverwaltung höchst konzentriert und entwickelte die dissonanten Tongebilde zu dem wilden Tanz hin. Bereits hier zeigte sich der bemerkenswert kompakte Klang des Orchesters, das sich als projektbezogener Klangkörper aus Musikern der Berliner, Münchner und Wiener Philharmoniker sowie des Concertgebouw Orchesters zusammensetzt.
Mit meisterlicher Präzision gestaltete Mas Conde auch den Beginn von Tschaikowsky Fantasie-Ouvertüre zu Romeo und Julia. Selbst die leisesten Passagen zeugten von der hervorragenden Einstellung des Orchesters, das mit klarer Intonation und exzellentem Zusammenspiel die tiefempfundene Stimmung des Anfangsthemas vorstellte. Mas Conde schien das Orchester dabei fast leger zu leiten, bei näherer Betrachtung fiel allerdings auf, dass er dieses mit nur minimaler Gestik zu führen verstand und jeden Einsatz präzise dirigierte. So entwickelte er die anfänglich innige Stimmung zum wilden, expressiven Thema weiter, das er wie ein tänzerisches Motiv wirken ließ und damit den vorläufigen Höhepunkt des Abends markierte.