Es ist etwas Besonderes, Barockmusik in einer wunderschönen, palastähnlichen Umgebung von der Art zu hören, für die sie komponiert wurde. Und es geht kaum schöner und schlossähnlicher als Schloss Rundāle. Etwa 80 Kilometer von Riga entfernt, wurde es zwischen 1736 und 1768 als Sommerresidenz des Herzogs von Kurland an der Grenze zu Russland von Architekten des St. Petersburger Winterpalastes erbaut. Am Samstag, den 8. Juli ist Rundāle voller Barockmusik zum Abschluss des Festivals für Alte Musik. Los geht es um 13 Uhr mit einem Kinderkonzert zu spanischen Märchen; dann folgen ab 16 Uhr Konzerte alle zwei Stunden.
Den Anfang macht die Mailänder Kompanie Le Coin du Roi mit ihrem Direktor Christian Frattima, die sich der Wiederherstellung des „sozialen Wertes“ verschrieben haben, „den die Oper im 18. Jahrhundert innehatte“: Ihre jungen Gründer finden, dass Italien Gefahr läuft, sein eigenes Opernerbe zu verlieren, und haben es sich zur Aufgabe gemacht, es zu erhalten. Neben dem 16 Uhr-Konzert in Rundāle mit Musik von Monteverdi, Händel und Vivaldi kann man sie auch bei zwei Veranstaltungen in Riga sehen: dem Eröffnungskonzert am 6. Juli in der Kleinen Gildenhalle und einer Vorstellung von Purcells Dido and Aeneas am 7. Juli in der Peterskirche.
Dem italienischen Ensemble mit dem französischen Namen folgt um 18 Uhr ein Französisch sprechendes Ensemble mit italienischem Namen: Artemandoline aus Luxemburg widmen sich der Forschung und Wiederbelebung des musikalischen Reichtums der Mandolinfamilie. Im Konzert um 20 Uhr bietet das Collegium musicum Rīga Musik des französischen Barocks, und der Tag klingt mit dem traditionellen Konzert in den Gärten aus, bei dem die Sinfonietta Rīga Die vier Jahreszeiten und andere barocke Werke spielt.
Alle baltischen Staaten haben eine starke Chortradition, sowohl kompositorisch als auch interpretatorisch. Lettland ist da keine Ausnahme mit seinem gefeierten zeitgenössischen Komponisten Pēteris Vasks, dessen Werke am 14. April in der Kathedrale Riga mit denen Johann Sebastian Bachs verwoben werden, in einem Karfreitagskonzert der Sinfonietta Rīga mit dem Lettischen Rundfunkchor, das außergewöhnlich zu werden verspricht. Über das Jahr gibt es noch viele weitere Gelegenheiten, den Lettischen Rundfunkchor zu hören, zum Beispiel mit gregorianischen Gesängen in einem Late night-Konzert im Rahmen des Festivals für Alte Musik und einer Vorstellung der Carmina burana (zusammen mit Poulencs Orgelkonzert) am 21. Juni in der Sommerresidenz des russischen Zaren in Jūrmala an der baltischen Küste westlich von Rīga.
Am 16. Juni bekommt man Gelegenheit, das Werk von Ēriks Ešenvalds zu hören, einem weiteren hochgepriesenen lettischen Chorkomponisten, dessen Musik unsere Rezensenten oft beeindruckt hat, oder man kann sich, ebenfalls im Juni, auch für das Jubiläumskonzert für Uģis Prauliņš entscheiden, dessen Karriere neben klassischer Musik auch Folk und Prog Rock umspannt.
Lettland kann sich zweier Ensembles rühmen, die man oft in internationalen Kreisen sieht. Wenn die Sinfonietta Rīga von ihrer Konzertreise durch die Niederlande nach Hause zurückkehrt, kann man sie das Jahr über mit verschiedensten Programmen hören. Eines, das man sich merken sollte, ist das zweier Beethoven’scher Klavierkonzerte am 30. März in Riga unter der Leitung von Thomas Sanderling. 2017 markiert auch das 20. Jubiläum der Kremerata Baltica (sowie den 70. Geburtstag ihres Gründers Gidon Kremer) und das Ensemble wird einen Großteil des Jahres auf ausgedehnter Konzertreise durch Europa verbringen. Zu Hause kann man es am 7. Juni im Rahmen des Riga Festivals hören, wo es mit Mezzosopranistin Olesya Petrova spielen wird, deren Stimme Bachtrack-Rezensent Nicolas Nguyen als „absolut herrlich... voll und exquisit in allen Lagen“ beschrieb. Das Festival heißt zudem das WDR Sinfonieorchester Köln sowie den lettischen Opernstar Egils Silins willkommen.
Rigas Opernhaus ist immer einen Besuch wert: das Gebäude erinnert an das Bolschoi-Theater und die Lettische Nationaloper ist eine Kompanie erster Güte. Die Ankündigung der Spielzeit 2017-18 stand zur Zeit der Entstehung dieses Artikels noch aus, doch auch die aktuelle Spielzeit hat noch viel zu bieten, von Klassikern der Top 10 wie Rigoletto, Traviata oder Carmen bis zu lettischer zeitgenössischer Oper, Arturs Maskats' 2014 uraufgeführter Valentina, die zur Zeit der Besetzung durch die Nazis spielt, und Ēriks Ēšenvalds' The Immured (2016), einer Sage der Erbauung der Nationalbibliothek.
Das Haus bietet außerdem ein volles Programm des Lettischen Nationalballetts , das ebenfalls von Klassikern (Giselle, Coppélia, Schwanensee) bis hin zu zeitgenössischen Werken wie Juris Karlsons' Familienballett Karlsson Flies.... reicht. Mehr Tanz gibt es im April beim Internationalen Baltischen Ballettfestival, das Kompanien aus aller Welt nach Riga und in drei weitere Städte bringt.
Für einen weiteren Programmpunkt stehen die Details noch aus: das Internationale Opernmusikfestival in Sigulda findet im Juli vor den Ruinen eines mittelalterlichen Schlosses in einem Nationalpark statt, der eine Fahrtstunde von Riga entfernt liegt.
Dieser Artikel entstand im Auftrag von Latvia Travel (www.latvia.travel).
Aus dem Englischen übertragen von Hedy Mühleck.

