Vielleicht sind die besten Komiker die, die keine Miene verziehen. Die meiste Zeit an diesem Abend in der Wigmore Hall zeigte die Körpersprache des Freiburger Barockorchesters ernste Musiker in einer ernsten Angelegenheit. Gottfried van der Goltz leitete von der Violine aus, seine Musiker folgten mit Präzision, Glanz und Professionalität. Musikalisch aber war dieses Konzert lebensbejahend, eine freudige Angelegenheit, in der der Spaß dem Spielen der Musiker selbst entstammte.
Mozarts Musik sieht auf dem Papier trügerisch einfach aus, Erfahrung aber zeigt, dass es irrsinnig schwer ist, sie gut zu spielen. Die Partitur hat eine Perfektion inne, die zu erreichen in einer Interpretation sehr schwierig ist. Sie ist unheimlich schön, und wenn man versucht, sie perfekt zu spielen, klingt es schnell fad. Ein Element von Risiko, alle Vorsicht in den Wind geschlagen, war daher von Anfang an sehr willkommen. Mit dem Eröffnungswerk, der Serenata Notturna, zogen die Freiburger unmittelbar alle Ohren auf sich: ein attraktiver, luftiger Streicherklang, unterstrichen von kurz-knackigen Paukenschlägen. Die Pauken nahmen zudem eine besondere Position ganz vorne auf der Bühne ein, und Charlie Fischer zeigte die volle Bandbreite an Vortragsweisen, von harten Mallets – wie es der Norm in historisch informierten Kreisen entspricht – zum Spiel mit den Schlägelgriffen, mit den Händen, und schließlich griff er sich sogar eine Trommel und schüttelte sie in einer gewitzten Mini-Kadenz im dritten Satz. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns schon an den zwitschernden Violin-Verzierungen im Menuett erfreut, an wundervoll frechen Portamenti und einer überschäumenden Kontrabass-Kadenz. Mozarts Musik gluckste und wirbelte fröhlich vor sich hin, und die Sologruppe aus Violinen, Viola und Bass maß sich mit dem größeren Streicher-Ensemble.
Mit weiteren akustischen Genüssen verwöhnte uns das Klavierkonzert Nr. 12 in A-Dur, für das Kristian Bezuidenhout am Fortepiano im eröffnenden Tutti zum Orchester stieß. Das Allegro war voller lebhaftem Durcheinander als musikalische Argumente hin und her geworfen wurden, spritzige Oboen und reife Hörner gaben dem Streicherklang zusätzliche Würze. Das Andante schritt entschlossen voran, erlaubte jedoch dem Solo, zu atmen. Das Rondo-Finale glich strahlendem Sonnenschein; Bezuidenhout entlockte seinem Fortepiano eine Vielzahl an Klangfarben, und von der Goltz sorgte dafür, dass seine fünfzehn Streicher den Solisten nicht überdeckten.
Heitere Tempi charakterisierten das Divertimento, in dem ernste Mienen die Fröhlichkeit der Musik maskierten. Das rasche Finale wurde mit einer Menge stilvollem Elan genommen, der in der Symphonie nr. 33 in b-dur gleichermaßen präsent war. Aggressive Streicher und ein zusätzliches Paar Fagotte bildeten einen schönen Kontrast zur leichteren Textur des Allegro assai. Das Menuett, das Mozart später hinzufügte, um die ursprünglichen drei Sätze der Symphonie auszuweiten, war passend unbeschwert, wohingegen das Finale – ein weiteres Allegro assai – vor Energie und Gutmütigkeit nur so strotzte.
Den Überraschungseffekt dieses Konzertes brachte Mozarts Fagott-Konzert. Oft als „Clown-Prinz“ des Orchesters betrachtet, ist das Instrument mit seinen flatulenten Fähigkeiten geradezu prädestiniert für musikalische Scherze und Albernheiten. Javier Zafras Interpretation war jedoch vergleichsweise nüchtern, wenngleich elegant. Sauber schickte er das Notengestöber, mit dem Mozart den ersten Satz überhäuft, auf den Weg, und gab dem zweiten Satz eine sehr sangliche Qualität. Musikalische Streiche und Scherze gab es hier wenige, doch das musikalische Können aller, einschließlich des zweiten Auftritts von Bezuidenhout am Fortepiano, war durchweg feinfühlig stark. Manches mal kann auch ein Witzbold eine ernste Rolle spielen.
Aus dem Englischen übertragen von Hedy Mühleck