Mit Überraschung nahm mein Umfeld meinen Besuch eines Konzertes für Tuba wahr, ist sie in der Klassik doch ein eher selten eingesetztes Instrument. Die Tuba hatte für mich immer einen gemütlichen, vielleicht sogar behäbigen Charakter. Das Konzert von Jörg Duda allerdings stellt das Instrument auf eine klassische Bühne und zeigt seine unbekannteren Gesichter.
Zunächst jedoch stand die Ouvertüre zu Wilhelm Tell von Gioacchino Rossini auf dem Programm. Dirigent Alexander Shelley war daran gelegen, dem wohlbekannten Stück mit den Nürnberger Symphonikern einen eigenen Charakter zu geben. So hielt er die Musiker lange zurück, ließ nur verhalten spielen. Gerade beim Schlagwerk war das auffällig. Im ruhigen Anfangsteil fielen Flöte und Cello mit ihren Solostimmen auf, stellten sich spielfreudig in den Vordergrund und gaben so dem Orchesterklang eine weitere, interessante Dimension. Shelley forderte von seinem Orchester hier aktiv besondere Präzision; dadurch kamen die unterschiedlichen Facetten dieses Teils des Stückes gut zum Vorschein. Im Hauptthema war dann aber bisweilen die Zurückhaltung etwas hinderlich und versperrte den Weg zu einer klanglichen Öffnung an den Höhepunkten des Themas.
Solist des zentralen Programmpunktes war Andreas Martin Hofmeir, für den das Konzert komponiert wurde, und seine selbstbewusste Ausstrahlung übertrug sich in Kraft und Standfestigkeit auf seinen Vortrag. Nun ist Hofmeir bekannt für seine hohe Spielgeschwindigkeit und die unzähligen Läufe und Kaskaden spielte er mit Leichtigkeit und gutem Kontakt zum Orchester. Weitaus beeindruckender aber war sowohl von der Komposition als auch von Hofmeirs Spiel her die Intonation der hohen, ruhigen Töne. Duda legte diese Stellen so an dass sie stark den Charakter einer Singstimme haben. Gerade im zweiten Satz transportierte der Solist dies perfekt. Mit kontrolliertem Vibrato setzte Hofmeir diese Melodien zart, aber doch prominent über das Orchester. So wurde die Tuba mit neuen Eigenschaften präsentiert und das Publikum folgte gebannt.
Obwohl die akustischen Verhältnisse in der Meistersingerhalle es für den Solisten schwierigen machten, sich gerade in den schnellen Passagen klanglich vom Orchester abzugrenzen, blieb Hofmeir mit präzise angesetzten Tönen zu jeder Zeit klar ortbar. Das Orchester spielte konzentriert und gab sich Mühe, der Tuba Raum zu geben. Die hohe Zahl an unterschiedlichen, ineinander übergehenden Einzelstimmen schien jedoch Probleme zu bereiten; das Ensemble schien manche wichtige, große Melodie etwas zu verpassen oder zu verschlucken. Hier hätten manche Stränge besser erzählt werden können, letztlich auch, um die Tuba dort noch besser zu tragen. Bei den hauptsächlich von den Streichern und Flöten bestrittenen Zwischenspielen zeigte sich aber wieder Shelleys bewusste Arbeit an der Präzision: Detailverliebt präsentierten die Musiker diese fragilen Passagen.