Mit Fug und Recht kann es als ein doppelter Geburtstag im musikalischen Sinne verstanden werden. Als sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter seinem langjährigen Chefdirigenten Mariss Jansons am vergangenen Sonnabend ein Stelldichein in der Hamburger Elbphilharmonie gaben, stand dies gleich zweimal unter dem Eindruck eines Jahrestages: Für Jansons war es der Vorabend seines 75. Geburtstags, und das neue Konzerthaus der Hansestadt hatte wenige Tage zuvor sein einjähriges Eröffnungsjubiläum gefeiert. Dem feierlichen Anlass ganz angemessen, war das gewählte Programm: Strauss' Sinfonischer Dichtung Also sprach Zarathustra in der ersten Hälfte folgte Prokofjews monumentale Symphonie Nr. 5 im zweiten Teil.
Im Programmheft zum Konzert nahezu etwas reißerisch als „übermenschliche Musik“ angekündigt, ließ sich die durch Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum berühmt gewordene Anfangsfanfare von Strauss' Zarathustra zunächst ein wenig stockend an. Beinahe schien es, als müssten sich die Trompeten erst an den Raum mit seiner vieldiskutierten Akustik gewöhnen und kurz ausloten, wie viel oder wenig Kraft für die gefürchteten Anfangstöne aufzuwenden waren und welches Tempo der Maestro eigentlich genau haben wollte. Anfängliche Schwierigkeiten, die glücklicherweise schnell der Vergangenheit angehörten, denn selbstredend zeigten Jansons und die Musiker des Orchesters alsbald, wie gut eingespielt man aufeinander nach mittlerweile fast 15 gemeinsamen Jahren ist. Doch nicht nur das, auch die musikalische Qualität des Orchesters, das sich zu den besten Deutschlands, wenn nicht gar der Welt zählen darf, zeigte sich mit Nachdruck. Die breit aufgestellte Bläsersektion brillierte mit Strahlkraft und großer Transparenz in den solistischen Einsätzen, während die Streichergruppen mit ihrem homogenen Klang zu bestechen wussten. Faszinierend zu erleben, wie Jansons an einer Stelle praktisch ganz auf das Dirigieren verzichtete, die Musik ungehindert fließen ließ und die Kontrabassgruppe wie aus einem Guss in Perfektion ihre so fein auskomponierte Linie völlig frei zelebrieren konnte. In der Summe sollten es gerade diese zurückgenommenen, ruhigen Passagen sein, die an diesem Abend den größten Eindruck hinterließen und streckenweise die Zeit regelrecht anzuhalten schienen. Im Gegenzug hätten dafür die gewaltigen Klangberge im Forte etwas mehr Durchschlagkraft vertragen können – die so bestechende Akustik des Großen Saals der Elbphilharmonie hätte dabei zweifelsohne problemlos mithalten können.