Das Schnyder Trio (Andreas Janke, Benjamin Nyffenegger, Oliver Schnyder) entschied sich für sein Rezital im großen Saal des Konservatoriums Bern gegen die chronologische Reihenfolge – mit beglückendem Ergebnis. Das Trio von Schostakowitsch stand im Zentrum des Konzerts, und den Auftakt machte das eingängige Op. 11 von Beethoven, eines der unbeschwertesten Werke des Komponisten. Die Künstler gingen das Hauptthema energetisch, leidenschaftlich an, voller Spannung. Das eher introspektive Nebenthema blieb da mehr Episode. Wie für Beethovens frühe Kammermusikwerke üblich, ist der virtuose Klavierpart die treibende Kraft. Dennoch artikulierte Oliver Schnyder leicht, glatt, wenn nicht gar elegant. Im Hinblick auf die Instrumente aus der Zeit des Komponisten ist das ganz adäquat.
Mir ist dieses Trio seit meiner Jugend vertraut – allerdings in der Version mit Klarinette. Mich hat diese so geprägt, dass ich das Blasinstrument höre, selbst wenn eine Violine die Oberstimme spielt. Das stört an sich den Genuss nicht, auch wenn das Streichinstrument mit seinem kleineren Klangvolumen die Balance ganz erheblich verschiebt. Allerdings führte dies dazu, dass das schon bald nach dem energetischen Beginn einsetzende, fast ubiquitäre Vibrato der Violine mein Hörvergnügen beeinträchtigte. Nach meinem Ermessen war es zu nervös und manchmal so stark, dass die Intonation beeinträchtigt wurde. Speziell bei der Violine hat mich auch das gelegentliche Nachdrücken gestört. Eine Tendenz, die oftmals mit dem Gebrauch moderner Tourte-Bögen einhergeht.
Nach der wiederholten Exposition war die Durchführung deutlich abgetrennt, was die Sonatenform für jedermann fassbar machte. Hier gefiel vor allem das gegenseitige Zuwerfen der Staccato-Motive zwischen linker Hand und den beiden Streichern, begleitend von unermüdlich rollenden Sechzehnteln der Rechten. Das Adagio war bis zur Moll-Eintrübung ganz verklärt, heiter, im Klavier schlicht, auch im Cello ohne Schwülstigkeit. Leider tanzte wieder die Violine mit ihrem Vibrato etwas aus der Reihe. Prägend für das Werk sind die Variationen des Schlusssatzes mit dem Gassenhauer-Thema und seinen spritzig-munteren Sforzati. Ein unbeschwerter Genuss; einzig die vier 4/4-Takte des Schlusses fand ich eher zu bescheiden-zurückhaltend.
Das Andante im Trio von Schostakowitsch beginnt mit einem interessanten Verfremdungseffekt: das Cello spielt ganz leise Pfeiftöne im höchsten Flageolett, später gesellt sich die Violine auf der G-Saite dazu (Tenorlage sozusagen) und klingt dabei wie ein Cello. Dann folgt das Klavier mit einer diskreten Basslinie: eine religiös-feierliche Eröffnung. Mit dem Moderato im zweiten Teil des Satzes übernimmt zuerst das Klavier die Kantilene, die Streicher begleiten mit motorischen Staccati. Dann wechseln die Rollen, das Stück entwickelt sich zu einem lustvollen, volkstümlichen Tanz, mit der Zeit leidenschaftlich, martialisch synkopiert: sehr unterhaltsame Musik! Mit Blick auf Aufnahmen, in denen der Komponist selbst Klavier spielt, hätte der Klavierpart vielleicht noch trockener, härter sein können, aber der Pianist darf hier ja auch seine Persönlichkeit einbringen.