Ich gebe zu, manches ist einfach Fügung statt akribisch bedachter Symbolik, erst recht bei der Liebe. Nicht aber in theologischer Hinsicht, wenn man den Dreiklang aus Glauben, Kirche/Lehre und beherzigter Praxis im Leben anstimmt. So ist es an einigen Punkten einerseits Zufall, andererseits ehrfürchtige Pedanterie, dass die Zahl 3 bei der jetzigen September-Kantate wieder einmal eine große Rolle spielt. Es handelt sich um Bachs im Werkeverzeichnis gelistete Kantate 33, Allein zu dir, Herr Jesu Christ, die am 3. September 1724 für den 13. Sonntag nach Trinitatis erstaufgeführt wurde und mit dem verwerteten Bußchoral über die Evangelienlesung zum barmherzigen Samariter, also die Nächstenliebe, reflektiert.

So hat die Kantate – wie freilich ganz viele gemäß Bachs bevorzugten, komprimierten Aufbaus – sechs Sätze, zweimal drei, von denen der erste und – drei weitere später – der vierte nur durch die Interpunktion aus je drei geschriebenen Aussagen bestehen. Der letzte, Konrad Huberts Chorallied, betet dabei mit „Ehre sei“ die Dreifaltigkeit an. Die Besetzung erfordert neben dem Chor drei Solisten und teilt das klassische Instrumentarium dreigliedrig in Streicher, Basso und Oboen. Zentral liegt der dritte Satz, die von der gedämpften Solovioline zu schreitendem Bass begleitete Alt-Arie „Wie furchtsam wankten meine Schritte“, welche in lebenslanger Vergegenwärtigung Jesu Dienst auf nun eigene Buße, Demut und Trauertröstlichkeit zur Gewinnung von Barmherzigkeit die Hälfte der Komposition ausmacht.

Das Ritornell des Eingangschores im himmlischen Dreivierteltakt zur direkten Anrufung kommt nach vier Takten – und damit der verknüpfenden, persönlichen Welt-Sphäre des Gläubigen – zu einer strikten Verwertung des musikalischen Materials und Fortgangs stets innerhalb von drei Takten. Takte, die zu jedem Abschluss beziehungsweise jeder Überleitung eine Steigerung erfahren und denen so das drängende, mitunter kämpferische „Allein“ immanent ist.

Ein weiterer theologischer Dreiklang bestimmt das erste Rezitativ, vom Bass gesungen, nämlich Reue, Vergebung und Freude im Angesicht von Gottes Gericht bei Sünde, fehlender Seelenkraft und Liebe. Das Tenorrezitativ fleht nochmals um Beistand, der in Form der Arie durch das Duett von Tenor und Bass (nun eben nicht allein! – in unmittelbarer Bezugsetzung der Nächstenliebe) mit zwei Oboen und Generalbass eindringlich verstärkt wird. So heißt es dort: „Gott, der du die Liebe heißt, ach, entzünde meinen Geist, lass zu dir vor allen Dingen meine Liebe kräftig dringen! Gib, dass ich aus reinem Triebe als mich selbst den Nächsten liebe; stören Feinde meine Ruh, sende du mir Hülfe zu!“