Es war der große Wunsch von Anne-Sophie Mutter, gemeinsam mit Yefim Bronfman und Pablo Ferrández, Tschaikowskys Klaviertrio a-Moll, einem der bedeutendsten Beiträge zur Gattung, in ihrem Lieblingssaal, dem Großen Saal der Hamburger Elbphilharmonie zu spielen. Alle drei sind langjährige Kammermusikpartner und miteinander befreundet, und auch im Zusammenspiel suchen sie stets die Gleichberechtigung der Stimmen.

Eröffnet wurde der Abend aber mit Beethovens nicht minder bedeutendem Trio in B-Dur. Alle drei Musiker und Musikerinnen waren sich einig, dem ersten Satz Zeit zu geben, die Musik zu entspannen. Allein wie sie im Thema den Halbschluss dehnten und jede Note auskosteten, war ein Genuss! Feinste, von Klaviertrillern umgarnte Streicherpizzicati und Wellenbewegungen führten in die Reprise, die nicht triumphierend erreicht wurde, sondern einem Sich-Erinnern, einem Eingedenken, glich. Im langsam genommenen Scherzo wurden gleichsam Kleinstpartikel zersetzt und die Tonfolgen wie in Wortspielen versetzt und gedreht. Der Mittelabschnitt des Satzes, wo ein schlangenartig chromatisch windendes Motiv in ein Walzer-Motiv übergeleitet wird, hätte in seiner Drastik noch schärfer herausgearbeitet werden können. Doch das Trio blieb seinem Grundansatz treu, Brüche nicht hervortreten zu lassen.
Höhepunkt der Aufführung war der dritte Satz: Mit großen Sinn für die Zusammenhänge vermochte es Bronfman, in der zweiten Variation eine simple Akkordfolge so zu artikulieren, dass die Töne des Themas darin konserviert waren. In der Coda nahmen die Drei dem Thema regelrecht seine Lebenskraft, um im wiederum leicht genommenen Finale, das Ende in eine ausgelassene Stretta zu führen.
Nach der Pause überwältigten die drei Musiker*innen mit einer regelrecht entfesselten Darbietung von Tschaikowskys einzigem Klaviertrio. Molto espressivo – wie vom Komponisten überschrieben – trug Ferrández das elegische Hauptthema auf dem Cello vor, das Bronfman später auf dem Klavier zum Singen brachte. Zu einem Höhepunkt geriet das Moderato assai, als Mutter in der ihr so eigenen Tongebung das Thema zu Beginn der Reprise fast statisch-verhalten intonierte, so als wollte sie das Publikum erinnern, dass sich das Stück um ein Epitaph handelt. Am Ende des Satzes augmentierte Bronfman das Thema, ließ aber in Schemen die Konturen noch durchschimmern.
Die Variationen des zweiten Satzes wurden herrlich in ihrer Eigenart umrissen: so im wunderschön abgedunkelten Ton der Minore-Variation (Nr. 4), im silbrigen Ton, den Bronfman mit seinem unvergleichlich feinen Anschlag hervorzuzaubern vermochte (Nr. 6) und im schwungvollen Walzer der Nr. 6. Die Fuge klang schlank, nie auftrumpfend oder gelehrsam, und stets transparent. Schließlich woben sie ganz unaufdringlich das elegische Hauptthema in das Motivgeflecht ein, bis sie es endlich mit großem Bogendruck in den beiden Streichern über den gewaltigen Klavierkaskaden triumphal präsentierten. Doch das war nicht das Ende. Fahl wie bei Schostakowitsch ließen sie das Stück als Trauermarsch ausklingen.
Als Zugabe spielten sie das Thema aus Schindlers Liste in der Klaviertrio-Bearbeitung von John Williams, erklärt mit Mutters Worten: „In der Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden.“
Das Konzert wurde veranstaltet von ProArte - Klassik für Hamburg.