Die Idee, einen Konzertabend mit fünf Cellosonaten ein und desselben Komponisten zu veranstalten, ist ein gewagtes Unterfangen: Kammermusikabende ziehen tendenziell weniger Publikum an als Orchesterkonzerte. Sicher, der Name Beethoven wirkt als Publikumsmagnet, und tatsächlich bevölkerte eine ansehnliche Besucherschar die Tonhalle Maag. Aus musikalischer Sicht scheint das Programm unproblematisch. Allerdings sind die Werke alles andere als harmlos und so manch einer mag sich gewundert haben, wie anforderungsreich die späten Werke für die Zuhörer sind.
Alexander Lonquich bewies sich als ein äußerst umsichtiger Duopartner. Er war sehr agil, artikulierte sorgfältig, spielte wunderbar saubere Läufe, setzte klare Akzente, die Dynamik, die Balance zwischen den Händen war ausgezeichnet, an seiner Virtuosität bestand keinerlei Zweifel, und der Pianist hielt stets engen Kontakt zu seinem Duo-Partner. Allerdings haben die beiden Künstler ein Faible für rasche Tempi – so schnell, dass Skalen und Figuren gelegentlich zu verlaufen drohten. Der Pianist hatte eine leichte Tendenz, gegen Ende eines Satzes oder Abschnitts das Tempo nochmals zu drücken. In der F-Dur Sonate arpeggierte er zum Beispiel gewisse Sforzati (etwa gegen Ende der Exposition des ersten Satzes) ohne zwingenden Grund. Trotzdem spielte das Klavier bei aller Umsicht in Pedalgebrauch und Dynamik den Cellisten über weite Strecken in Grund und Boden, trotz häufigem Gebrauch des (vom Komponisten nicht vorgesehenen) Verschiebungspedals. Schade, dass der Steinway für diesen Abend ganz geöffnet war.
Nicolas Altstaedt begeisterte. Die Interpretation des Cellisten war im besten Sinne historisch informiert. Er widerstand konsequent der Versuchung, im Sinne von Altmeistern vergangener Jahrzehnte mit sattem, großem Ton und breiter Artikulation dem Flügel Paroli zu bieten. Ganz im Gegenteil; er gestaltete sehr subtil, mit leichter Artikulation, manchmal Noten nur hintupfend, trotz Leichtigkeit beseelt bis ins feinste, nur hingehauchte Pianissimo, sanft, häufig ganz ohne Vibrato. Das Vibrieren diente vor allem zum Hervorheben von Höhepunkten, für intensive Stellen. Bei Bedarf setzte er jedoch durchaus kräftige Akzente. Dabei hielt Altstaedt engen Kontakt mit dem Pianisten, saß ganz auf der Tastaturseite der Flügel-Einbuchtung, sogar leicht zum Partner hingedreht. Leider aber ging vieles an seinem delikaten Spiel im dominanten Klavierklang unter, vor allem in den frühen Sonaten, in denen der Komponist sich auch als Virtuose profilieren wollte.