Die Metamorphosen von Richard Strauss sind in Berlin öfter zu hören gewesen, doch wohl kaum so asketisch, auf jede Klangschwelgerei verzichtend, wie unter Herbert Blomstedts durch feine Gesten ausgezeichnete Leitung der Berliner Philharmoniker. Dass diese Aufführung manch einen im Saal womöglich verstörte, hat dem Komponisten posthum den besten Dienst erwiesen. Die 23 Streicher und Streicherinnen musizierten geschlossen wie ein instrumentaler Chor. Zu hören war eine Musik voller Erinnerung an eine Zeit, die auf immer verloren ist.

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Herbert Blomstedt dirigiert Strauss' Metamorphosen
© Stephan Rabold

Im Zentrum der Komposition scheinen die Instrumente nach einem anderen zu rufen und bleiben doch ohne Antwort. Jede Stimme pochte geradezu auf ihrem Recht und blieb doch für sich und ganz isoliert im Raum stehen. Am Ende aber schien Blomstedt die Musik doch zu einem guten Ende zu bringen, indem er das einen lichten Erinnerungsmoment darstellende Seitenthema wunderbar herausarbeitete. 

Wenn in der Partitur das unaufhörliche Fließen ein einziges Mal in einer Fermate zum Stillstand kommt, muss man es so gestalten können wie Blomstedt und alle aufkeimende Illusion in einem Takt zusammenbrechen lassen. Die „Studie für 23 Solostreicher“ endet mit einem Zitat aus der Eroica: der Beginn des Trauermarsches in den drei Kontrabässen wirkt hier jedoch wie ein aus fernen Zeiten eingewobener Fremdkörper.

Herbert Blomstedt © Stephan Rabold
Herbert Blomstedt
© Stephan Rabold

Für Beethovens Dritte Symphonie wählte Blomstedt zügige Tempi und nahm so den oft beschworenen „großen Bogen“ dazu, die Entwicklung, die vom rätselhaften ersten Auftritt des Hauptthemas bis zu seiner geläuterten Fassung am Satzende führt, schlüssig vom ersten bis zum letzten Takt des Satzes zu gestalten. Grelle Dissonanzen führten auf die Katastrophe, aus der er dann das neue Thema herauszauberte. Albrecht Mayer trug es klangschön auf seiner Oboe vor; doch das Wunder geschah in den begleitenden Streichern, die dieses herrlich mit Dreiklängen umspielten.

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Herbert Blomstedt dirigiert Beethovens Eroica
© Stephan Rabold

Im Trauermarsch ließ Blomstedt die Kontrabässe zum Thema wie Kanonendonner aus der Ferne grummeln. Die Oboe trug das Thema zunächst im Ton unverbrauchter Trauer vor, dann wusste sie im Mittelteil ein zuversichtliches Licht auszubreiten. Dass im Scherzo auch eine Wiedergeburt in Dur bejubelt werden konnte, war vor allem dem vorzüglichen Horntrio zu verdanken. Beherzter lässt sich das nicht spielen.

Mit großer Geste eröffnete Blomstedt das Finale. Er stellte die Kontraste edel dar, ließ das Tanzthema überzeugend den Sieg davontragen und schließlich gelang ihm die Transformation des volkstümlichen Tanzthemas in einen feierlichen Hymnus. Mit einem regelrechten Dithyrambos wurde das Werk und der Konzertabend beschlossen.

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