Zu großen runden oder bestimmten Geburtstagsfeiern erfreuen sich sowohl der Jubilar als auch die Gäste einer Besonderheit. Wie ist das bei einem ganz speziellen Künstler? Ganz genauso, natürlich musikalisch. Zu seiner nachträglichen Feier des 75. Geburtstags bekam Jordi Savall eine kleine Tournee in wunderbaren Konzertorten in Europa mit dem enthusiastischen Concerto Copenhagen geschenkt. Unter dem Thema Earth, Wind & Fire reflektierten sie mit und für die Gäste die das Geburtstagskind ausmachende Eigenschaft: die Grenzen überschreitende, spirituelle Kraft der Alten Musik. Und mit dem Sujet der Elemente hätte das nicht besser gewählt sein können.
Dass die vertonten Naturgewaltsschilderungen von Sturm, Donner, See- und Erdbeben im Konzert jedoch beherrschbar blieben und nicht zu gewaltig wurden, lag an Savalls sonnigem Gemüt. Sind sie in Wirklichkeit zwar extremer, verzeiht man an einem solchen Feiertag den Verzicht auf diskussionswürdige Experimente. Umso akkurater und für alle vermittelnd freudiger, löslicher und homogen war die Umsetzung durch das Ensemble. Besonders geschmeidig und galant kam so Lockes Satzsammlung aus The Tempest daher, natürlich aufgrund der tänzerischen Zwischenaktmusiken, aber auch im überfallenden Seesturm des Curtain tune mit leichterer Brise. Nach sehnigen Vor- und Nachläufern mit zackigen Punktierungen und trommelndem Wach-auf sowie dem Intro der Windmaschine erahnte man mit den kräftigeren Streicherwallungen nur die kritische Szenerie. Gut geölt präsentierten sich dabei auf jeden Fall die Musiker des Concerto Copenhagen mit luftigen Traversflöten, Oboen, Blockflöte und Fagott; ganz im Gegensatz zur Feder des Konzertmeisterstuhls, der lauter quietschte als ein mögliches Donnergrollen und das Hörerlebnis beeinträchtigte.
Als Gast unter Gästen erlebte Savall dann vor mir sitzend das Ständchen des Orchesters, in dem Leiter Fredrik From glücklicherweise seinen Platz verließ und das Solo in Vivaldis virtuosem Konzert La Tempesta di Mare übernahm. Hier allein schlug es endlich hohe Wellen: Solist From ließ sie mit rasenden Läufen über die Lagen der E-Saite in den beiden Presti auftürmen. Anstatt sich von ihrer Schwierigkeit beherrschen zu lassen, beherrschte er die Wasserstürme kunstvoll, zeitweise auf der Gischtkrone reitend. Mit pulsierender Energie und gleichsam gefälligem Beritt der Lüfte spielte das Ensemble auf, wobei Geigen und Bratschen die wässrigen, eruptiven und windigen Massen mit dynamischer Akzentuierung aufstockten und die fünf Bässe die Stärke mit wummernder Bedrohlichkeit demonstrieren konnten. Im zwischenzeitlichen Largo verkörperte das wunderbare Team die Ruhe nach und vor dem nächsten Sturm mit mäßigender, spiegelnder, säuselnder, nur vermeintlicher Stille des bebenden Meeres in der Seichte des Solos und den staccato-Achteln der Begleitung.