Programme von rund 80 Minuten, keine Pause und zwei Vorstellungen hintereinander am gleichen Abend: Dieses Relikt aus der Zeit der Corona-Pandemie hat sich bei den Veranstaltungen aus dem Haus Styriarte mittlerweile fix etabliert. Und der Erfolg gibt den Veranstaltern recht, denn bereits das erste Konzert dieses Abends – das mit seiner Beginnzeit um 18:00 übrigens auch für all jene, die früh aufstehen müssen, einen Konzertbesuch ohne Schlafdefizit ermöglicht – war restlos ausverkauft.
Am Programm stand zunächst ein wahrer Klassiker des Konzertrepertoires, nämlich das Zweite Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow. Als Solistin war die deutsch-russische Pianistin Kristina Miller eingeladen; und es war ein Erlebnis, zu hören und zu spüren, wie sie das Werk mit allen Facetten der Gefühlswelt füllte; natürlich beeindruckten auch die technische Perfektion und die Mühelosigkeit mit der sie all die Anforderungen des Stücks spielerisch bewältigt – jede Herausforderung der Partitur ließ sie leicht wirken! – aber beinahe noch mehr Wirkung erzielte sie mit den Emotionen, die sie durch ihr Spiel vermittelte und dabei auch bei den Zuhörenden auslöste. Das Orchester Recreation bettete Miller und den Flügel auf optimistische Klangfarben und ließ die Musik aufleben, wie jemand, der mit etwas Abstand auf eine schwere Zeit zurück blickt und sich nun darüber freut, dass es wieder aufwärts geht. Neben dem wunderbaren Hornsolo im ersten Satz, das mit Gefühl und Schimmer bestach, waren es die Streicher, die vor allem im zweiten Satz dann melancholisch seufzten. Interessant herausgearbeitet wurden von Dirigent Fuad Ibrahimov, der als umsichtiges Bindeglied zwischen Solistin und Orchester fungierte, auch die Kontraste der Komposition, denn im zunächst geisterhaft flirrenden und dann zackig voranpreschenden Scherzo meinte man, bereits entfernte Anklänge an Schostakowitsch herauszuhören.

Mit Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre Romeo und Julia war auch in der zweiten Konzerthälfte ein Werk aus der Feder eines russischen Komponisten zu hören. Die tragische Geschichte des Teenager-Liebesdramas im Verona der Renaissance komprimierte Tschaikowsky auf drei Grundthemen, die Ibrahimov und das Orchester plastisch herausarbeiteten. Der Kontrast zwischen den elegischen, klerikalen Klängen, die dem Franziskanermönch Lorenzo und dessen Bemühungen, dem Paar ein gemeinsames Leben zu ermöglichen, eine Stimme verleihen und den aufgepeitschten Passagen, die den Konflikt zwischen den verfeindeten Familien verklanglichen, bot einen mitreißenden Spannungsbogen. Mit straffen Tempi und fein austarierter Dynamik gestalteten die Musiker den nicht nur sprichwörtlich voller Geigen hängenden Himmel über Romeo und Julia: denn es waren die Streicher und nicht die Bläser, die besonders positiv hervorstachen. So gelang insbesondere bei den Ansätzen der Holzbläser nicht immer jeder Ton lupenrein, wohingegen die Streicher mit zarten Piani und strahlenden Farben bestachen. Vielleicht lag es am direkten Vergleich mit der Überfülle an Emotion, die das Spiel von Kristina Miller zuvor geboten hatte, denn bei aller Qualität, die auch im zweiten Konzertteil geboten wurde, fehlte hier nun die Gefühlsebene – man hörte die dramatische Liebesgeschichte, aber man fühlte sie nicht so recht.