Knapp dreieinhalb Stunden musste das Publikum warten, bis es sich mit tosendem Applaus erheben durfte, doch eigentlich war schon nach der Overtüre klar, dass dieser Abend besonders wird. Nach einem leicht durchwachsenen Auftakt im Rheingold, präsentierte die Bayerische Staatsoper am vergangenen Freitag Richard Wagners Walküre in selten so gehörter stimmlicher Vielfalt und mit wahrhaft meisterlichem Klang.
Viel Raum dafür bot Andreas Kriegenburgs Inszenierung allemal. Den kahlen Bühnenraum, der durch bewegliche Wände lediglich seine Dimensionen veränderte, füllte Generalmusikdirektor Kirill Petrenko mit erhabener Größe. Zügig, gleichwohl fordernd war sein Dirigat, welches einsatzstark und mit großer Präzesion mit jeder Einzelstimme Wagners musikalische Welt durchdeklinierte, gerne monumental wurde, aber nie ins Sentimentale abglitt.
Das Publikum war sichtlich entzückt. Selbst die einst so kritisch aufgenommene Balletteinlage der Inszenierung zu Beginn des dritten Akts sorgte lediglich noch für vereinzelte trotzige Lacher. Von der überwiegenden Mehrheit wurde das rhythmische Stampfen der menschgewordenen Pferde vor dem Ritt der Walküren hingegen mit gebührendem Szenenapplaus gekontert.
Ganz frei von Zweifeln und mit vielen Bravi wurde die sängerische Leistung des Ensembles quittiert. Nina Stemme in der Titelrolle als Brünnhilde ließ ihre Siegesfreude genauso mühelos und überragend in den Zuhörerraum perlen, wie sie verzweifelt um die Mithilfe ihrer Walkürenschwestern rang oder im Schlussduett nicht mit Argumenten, wie es das Libretto will, sondern scheinbar mit ihrem überlegenen Sopran Wotans milde heraufbeschwörte. Auch Simon O’Neill ließ als Siegmund seinen inbrünstigen Heldentenor mal kräftig aufbrausen und dann wiederrum unglaublich feinfühlig um seiner Schwester Liebe ringen, blieb teilweise allerdings etwas farblos. Zudem verschliff er bisweilen Wörter. Das ließ doch die überragende Klarheit des ihm gegenüberstehenden Ain Aigner, der den Hunding mit düsterem Bass sang, vermissen.