Jahr für Jahr finden die Konzerte der Styriarte nicht nur direkt in Graz, sondern auch an verschiedensten Locations in der ganzen Steiermark statt; eine davon ist die Pfarrkirche Stainz, die durch ihre Lage im Schloss Stainz inmitten der Weinberge ein besonderes Flair zu bieten hat. Und so fing der Abend vor dem ersten Ton zunächst mit südsteirischem Dolce Vita beim Schilcherempfang im Innenhof des ehemaligen Jagdschlosses an, bevor danach in der Kirche Beethoven und Mozart erklangen.
Den Anfang machte die beinahe sinfonisch anmutende Kantate auf den Tod Kaiser Josephs II., die der junge Beethoven 1790 in Bonn komponierte und in der der verstorbene Habsburger als Held der Aufklärung verherrlicht wird. Unter der Leitung von Michael Hofstetter verlieh das Styriarte Festspiel-Orchester – das übrigens auf historischen Instrumenten spielte – dem Werk gleichermaßen trauernde Elegie, hoffnungsvolle Feierlichkeit und donnernde Dramatik. So wird zu Beginn und Abschluss der Kantate der Tod des Kaisers beweint, wobei das Orchester in gedämpften Farben schimmerte, während es im Rezitativ und der Arie des Basses brodelnd ein Schreckensszenario mit zupackend düsterer Stimmung entwarf und sich ideal mit Damien Gastls vokaler Gestaltung verband, dessen Stimme zwar die dunklen Basstiefen nicht immer ganz mühelos erreichte, aber dafür mit warmem Timbre Eleganz verströmte. Für die erhebende, optimistische Komponente des Werks ist das Sopransolo zuständig, das von Miriam Kutrowatz nicht unbedingt textdeutlich, aber mit berückend schönem Klang gesungen wurde.

Üppige Schönheit bot danach auch Mozarts Krönungsmesse, wobei insbesondere durch die Gegenüberstellung mit der zuvor gehörten Kantate der Kontrast zwischen beiden Komponisten deutlich wurde; obwohl die Werke nur elf Jahre trennen, meint man, bei Mozart stilistisch in einer völlig anderen Zeit gelandet zu sein. Nicht die turbulente Zeit mit Revolutionen und dem Gedankengut der Aufklärung, sondern barocker Überfluss und Festlichkeit prägen die Messe, die ursprünglich gar nicht für eine Krönungszeremonie geschrieben wurde, sondern diesen Beinamen erst später erhielt.
Wie bereits im ersten Konzertteil stellten auch hier die Musiker unter Beweis, wie verdammt gut historische Instrumente klingen können: Nicht oft hört man so farbenreiche Streicher oder warm timbrierte Holzbläser, deren Klang den Raum zu umhüllen schien. Dirigent Michael Hofstetter arbeitete mit dem Orchester insbesondere die Parallelen zu Mozarts Opern fein heraus – so entdeckte man Anklänge an peitschende Passagen aus Idomeneo oder melancholische Momente aus Le nozze di Figaro. Aus der Riege der Solisten konnte einmal mehr Miriam Kutrowatz besonders glänzen, da ihr Sopran leuchtend über dem Orchester schwebte und sie mit klaren, fokussierten Höhen Akzente setzte. An ihrer Seite steuerte Tenor Daniel Johannsen hellen Klang mit eleganter Phrasierung bei, Margot Oitzinger bot samtigen Altklang, der sich mit dem Chor charmant verwob und Damien Gastl weckte mit karamelligem Timbre Don-Giovanni-Assoziationen.
Obwohl schon das Niveau von Solisten und Orchester hoch war, schaffte es der Arnold Schönberg Chor an diesem Abend mit einer wahren Glanzleistung zum Dreh- und Angelpunkt der Vorstellung zu werden. So beeindruckte etwa die Präzision der einzelnen Sänger, deren Stimmen zu einem großen Ganzen verschmolzen und die es verstanden, den schimmernden Klang zu leisesten Pianopassagen zurückzunehmen oder zu donnerndem Forte anschwellen zu lassen. Und dank der Akustik der barocken Kirche meinte man zwischendurch, hier wirklich den sprichwörtlichen himmlischen Engelschor singen zu hören.