Sowohl als künstlerischer Gastdirektor von The English Concert als auch Co-Leiter des Freiburger Barockorchesters konzentriert sich Kristian Bezuidenhout auf seinen barocken Erkundungstouren momentan vornehmlich auf die damaligen und heutigen Größen Händel und Purcell. Und ehrlich: was gibt es Schöneres?! Ganz im Zeichen des Orpheus Britannicus und in serieller Fortführung eines vor zwei Jahren eröffnenden Konzerts mit einem Querschnitt dessen Arbeiten in Theater- und royaler Festmusik stand dabei die damit verbundene Rückkehr des Ensembles aus dem Breisgau in die Kölner Philharmonie, in der weitere Schätze neuerlicher Ausgangspunkt und Ziel musikalischer Verzückung waren.

Im positivsten Sinne des Wortes überrannte das Orchester dazu den bereits seit beginnenden Tönen der Abdelazar-Overtüre begeisterten Zuhörer mit beflügelndem Esprit und satter Griffigkeit im so schnellen Part Purcells Schauspiel-Eröffnungsstücks, das den Auftakt für eine zusammengestellte Suite für drei Blockflöten, zwei Oboen, Fagott, Streicher und Basso continuo einläutete. Den zweiten Satz stellte darin das beliebte Rondeau, in dem das Ensemble mit der mit Bezuidenhouts Spieltemperament Hand in Hand gehenden, passend zum Programmpunkt der Cäcilien-Ode nach der Patronin benannten Gastkonzertmeisterin Cecilia Bernardini Energie und additiv ausgelassene Blockflötenverspieltheit exerzierte. Schon die ausgewählt flotte Hornpipe aus The Fairy Queen mit jenem Holzbläsertrio erfüllte den Wunsch nach unendlicher Fortsetzung, ehe nach einer sinnlichen Slow Air aus The Old Batchelor das typisch anfixende Dance-Lied eines First Act Tune aus The Virtuos Wife gleich das nächste Verlangen nach Dauerschleifenunterhaltung begründen sollte. Weich im pastoralen Federbett dahinträumen ließ sich mit dem für zwei Voice Flutes und Bassblockflöte interessant arrangierten „How Blessed are Shepherds“ aus King Arthur, um sich letztlich im Finale durch den süchtigmachenden Curtain Tune on a Ground Purcells The History of Timon of Athens dem Rausch von Rhythmus und musikalischer Gefühligkeit heftig mitwippend hinzugeben.
In die eigentlich unschlagbare Musikalität Purcells und des FBO zog nicht minder inspirierend die voller Anmut und feierlichen Drives steckende Symphony zum 1692 entstandenen Birthday Song Love's Goddess Sure was Blind. Jenen Titel gab Altus Alex Potter mit unnachahmlich geschmeidiger, einständlicher Verkündigungspräsenz zum Besten, woraufhin Bass Drew Santini ebenso wirkmächtig fundiert den Lobgesangsreigen lostreten sollte. Ihm folgte schließlich der erste mit alleinausfüllendem Naturbezug zur Beschreibung des glücklichen Britanniens, dem High Tenor Sam Boden und Tenor Hugo Hymas unter Bernardinis und Petra Müllejans' Violinen sowie dem Continuo Wort und Bild vollends übereinstimmend gesanglich entlockten. In reiner, klarer Leuchtkraft übermittelte Sopran Hilary Cronin ihre Geburtstagswünsche, die die ganz überwiegend aus England mitgebrachte Chorelite aus acht Vokalisten zur prächtigen Verstärkung des Te-Deum-üblichen Solistenquintetts warmherzig und armöffnend doppelte. Mit angenehmer Beschützerhingabe kniete Hymas gedanklich im Gebet für Queen Marys Beständigkeit im Angesicht widriger Umstände, die das FBO theatralisch bissig veranschaulichte. Potter und Boden durften danach erneut gegen die Vergänglichkeit ansingen, bevor der Chor in unvergleichlicher Eloge auf ein langes Leben zwangsläufig seine eigene Weisheit pries, genauso wie im nachdenklichen Schluss das Ende dieses eindrücklichen Spiels und Gesangs zu bedauern.
Mittels der groß angelegten Ode for St. Cecilia's Day (Hail Bright Cecilia!) konnte dieses noch zelebrierend hinausgezögert und ob der brillant dem Opfer des Waldes zur Huldigung des Instrumentenholzes und damit ihrer Schutzfrau schmeichelnden Entsprechungen der Stimmen kurz vergessen gemacht werden. Barockorchester, Vokalsolisten und Chor traten als naturverbundene, aus dem Himmel gesandte Kunstliebhaber mit Impetus, Balance und Würde auf, als sie ehrvoll verästelnd erwuchsen, anrührend die aufgezählten Instrumente zum Klingen brachten und höchst affekt-, dann respekteinflößend die gespielte Königin, die Orgel, aufs Schild hoben. Besonders darauf möchte ich neben dem sich unter glanzvollem Trompeten- und Kesselpaukenfeuer Sich-Beaupteten Boden die Namen von Potter und Hymas stellen, deren vorzügliches Duett eine Herz und Seele streichelnde Massage für die Liebesfähigkeit der Musik war. Nicht besser konnte der Chor zwischenzeitlich den zentralen Vers „Made up of various parts, one perfect harmony“ verkörpern, um im Finale in Ekstase des Musik-Genusses zu landen.