Als „wahre Volkskunst” zur Freude des Publikums empfand Franz Schreker die Aufführung eines Kasperle-Theaters auf dem Marktplatz eines italienischen Städtchens und fasste den Plan zu einer Oper für Jedermann. Seit seinem Erstling Der ferne Klang 1912 gehörte er zu den meistgespielten Opernkomponisten Deutschlands. Scheiternde Künstlerfiguren waren meist die Protagonisten seiner Werke, für die er das Libretto selber schrieb. Eine überaus sinnliche, romantisch-fantastische Klangwelt war lange Garant seiner Erfolge. Mit der Zeit hatte sich eine sachlichere Musiksprache durchgesetzt und Schreker wollte sich mit dieser Volksoper neu erfinden – mit einem komischen Stoff in einem abwechslungsreichen Mix musikalischer Stile.
Die Vorlage fand er in einer Erzählung des flämischen Dichters Charles de Coster, der neben dem Ulenspiegel auch die Geschichte vom Smetse Smee geschrieben hatte, dem gerissenen Schmied von Gent, der im 16. Jahrhundert gegen die spanischen Besatzer seiner Heimat kämpft und dabei allerlei Kuriositäten erlebt. Volkspoesie im besten Sinne, die Schreker zu dieser Oper aus dem flämischen Volksleben inspirierte.
Weil er als Gegner der spanischen Besatzer von einem Konkurrenten denunziert wird, verliert Smee als Anhänger der protestantischen Flamen seine Existenz. Doch der Teufel in Gestalt der verführerischen Astarte bietet ihm im Tausch gegen seine Seele einen Pakt an, durch den er wieder zu Wohlstand kommt. Nach sieben Jahren plagt Smee die Unruhe, ob die Hölle bald ihren Tribut fordern wird. Da erscheint ein armes Paar mit einem Kind und bittet um Hilfe, die Smee gern gewährt. Die Drei stellen sich als die Heilige Familie heraus und gewähren ihm die Erfüllung dreier Wünsche. So absonderlich diese sind, so ermöglichen sie es Smee aber, die gleich dreifach anrückenden Teufel mit List und Mutterwitz auszutricksen und sich schließlich aus ihrem Bann zu befreien.
Nach seinem Tod gelangt Smee im Jenseits zuerst vor's Höllentor, wo ihm Prügel angedroht werden. Und die Himmelspforte versperrt ihm der Hl. Petrus, weil Smee doch mit den Teufeln im Bunde war. Erst nachdem er gebeichtet hat und sich der Hl. Joseph für ihn einsetzt, wird Smee als zwar verführbarer, aber letztlich braver Mann in den Himmel eingelassen. Ein groteskes Gloria beschließt diesen burlesken Opernschwank.
Holzschnittartig und in kurzen aufeinander folgenden Szenen formt der Regisseur Ersan Mondtag am Nationaltheater Mannheim die Handlung der drei Akte zu einem temporeichen Panoptikum und spart dabei nicht mit Ironie und zum Teil derber Komik. Das bringt erheblichen Unterhaltungswert. Eine furchterregende Teufelsfratze mit einem Baby in den Krallen thront als Bühnenbild über dem Stadttor, das mittels Drehbühne auf der anderen Seite eine stilisierte Kleinstadt freigibt. Die Kostüme von Josa Marx lassen die jeweiligen Gruppen klar unterscheiden: in schwarzem Renaissance-Ornat die spanischen Adligen, knallbunt die biedermeierlichen Bürger von Gent, die Teufel in feuerroter Ganzkörperbemalung. Wie aus einem Bibelkinderbuch arrangiert erscheint die Hl. Familie im braunen Sackleinen und Petrus trägt natürlich einen Heiligenschein. Als Hauptteufelin mit übergroßen Hörnern fungiert Astarte, eine Figur aus der orientalischen Mythologie, die Smee mit erotischen Avancen auf ihre Seite zu ziehen versucht.