Das Concertgebouw-Orchester Amsterdam ist nicht nur das bedeutendste Symphonieorchester der Niederlande, sondern zählt auch zu den renommiertesten Orchestern weltweit, das sich nicht nur durch seine zahlreichen Aufnahmen, sondern auch seinen einzigartigen Klang einen Namen gemacht hat. An diesem Abend im BOZAR war neben Dvořáks Klavierkonzert in g-Moll noch Bartóks einzige Oper Herzog Blaubarts Burg zu hören. Die Aufführung konzertanter Opern des Concertgebouw-Orchesters zählt zu einer seltenen Besonderheit und machte diesen Abend zu einem spannenden Höhepunkt der Saison.
Dvořák richtete sich mit der Komposition seines Klavierkonzerts gegen den damaligen Zeitgeist, da er das Klavier bewusst nicht als dominierendes Instrument, sondern gegenüber dem Orchester als gleichberechtigter Partner, einsetzte. Trotz dieses Umstands bestand kein Mangel an Virtuosität und technischer Raffinessen – vielmehr wurde dem Stück oft nachgesagt, es sei „für zwei rechte Hände geschrieben“ und dementsprechend schwer spielbar. Später erfolgten Änderungen des Klavierparts, um das Instrument hervorzuheben und das Stück leichter spielbar zu machen. An diesem Abend wurde jedoch Dvořáks Originalversion aufgeführt.
Am Klavier saß der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard. Er ist derzeit Artist in Residence beim Concertgebouw-Orchester und hat Dvořáks Klavierkonzert bereits mit Harnoncourt und dem Orchester aufgenommen. Aimards Spiel war eindringlich und stimulierend. Er verlieh dem Stück seinen ganz eigenen Duktus, der nicht nur hörbar, sondern auch deutlich zu sehen war. Durch lautes Atmen und ungewöhnliche Bewegungen, fast schon ins groteske abdriftend, lenkte er leider von seinem virtuosen Klavierspiel ab. Sein Anschlag blieb jedoch betont determiniert und er meisterte die nahtlosen Übergänge zwischen den Orchester- und Solopassagen, ohne dabei die gleichberechtigte Stellung des Orchesters außer Acht zu lassen.
Das Orchester ging von Anfang an in die Vollen und beeindruckte mit einer überwältigenden und stürmischen Interpretation, blieb dabei aber stets kontrolliert. Bereits in den ersten tutti-Passagen des ersten Satzes (Allegro agitato) überzeugten Daniel Harding und sein Orchester mit einem brillanten Klang. Aimards intimes Klavierspiel in den Solopartien schaffte einen spannenden Kontrast zum aufbrausenden Klang des Orchesters. Die perfekt intonierten und eine Einheit bildenden Streicher stachen besonders positiv hervor.