Live, Video: Kritiken zu klassischen Konzerten, Opern, Ballett und Tanz finden | Ensemble (vocal and orchestral)

Bei abermaliger Rückkehr nach Dortmund verströmten die Künstler um Leonardo García-Alarcón affektsatte, eingängige Identifikationsdüfte, die die Sinne schärften für namensgetreue Musikschätze und ensembleeigene Wolke aus Theatralik und Temperament.

Der auf der Bühne prangende Erkenntnisbaum trug übersetzt musikalische Früchte, die tatsächlich paradiesische Zustände verheißen und sich beim Ensemble 1700 unter Dorothee Oberlinger insgesamt nahe an ihrem ernteinterpretatorischen Reifegrad befanden.

Ein Beispiel für gehaltvolle, moderne Inszenierungsarbeit: Mozarts Zaide-Fragment und ein fast vergessenes Gelegenheits-Oratorium bauen Raphaël Pichon und Mitstreiter zu einem packenden Opernabend zusammen.

Vox Luminis und das Freiburger Barockorchester bewiesen in Salzburg mit der Johannes-Passion erneut ihre glückliche Partnerschaft.

Mit einer Auswahl Telemanns stilistischen, komischen und wegweisenden Spannbreite sorgte das Ensemble für leichtere Sommerunterhaltung, wobei der Sopran eben fast so vielseitig wie der Komponist agierte.

Das neuerliche Liszt-Projekt mit Joseph Moog vertraut und doch auch unter Jakob Lehmann natürlich individuell fortsetzend, feierte das Orchester eine optimale Fauré-Partnerschaft mit Vox Luminis.

Ein von zunächst steigerungsfähigem zu gesteigertem Zeremoniell, das vor allem mit „Mariage“ und „Réjouissances“ sowie der Philharmonie-Orgel und den spanischen Elementen Frankreichs damaliger Zukunft eine unterhaltsame Dumestre-Rekonstruktion heutiger Raritäten war.

Zum Auftakt der Residenz sowie zu Bet- und Totensonntag beim Amsterdamer Muziekgebouw erwies das Ensemble sich und unbekannteren Ars-moriendi-Vertonungen in Schütz-Brahms-Referenz gewohnt besinnliche wie denkwürdige Ehre.

Wenn sich vom ersten bis letzten Ton Gänsehaut einstellt, dann huldigen die Künstler ihrer Klasse, der Faszination des Komponisten und einer unsterblichen Welt.

Hätten in der Donnerode manch elementare Instrumentaleffekte bloß etwas mehr Wucht vertragen, bestachen dort und in Bachs Kurzmesse in F sämtliche, veredelnde Solisten sowie eine generelle Feierfreude der Ensembles.

Gewandt trug sich das Ensemble mit ganz baldigem 20. Jahrestag seiner Gründung (in der Passionszeit!) abermals ins Raritätenstammbuch Keiser-oratorischer Quelle ein.

Fast gänzlich wie im Buche und Mendelssohns vollbrachter Gestaltung strömten flexible Kontraste der Extreme bei Pygmalion aus allen Poren in emotionale Bahnen.

Gab es in Programmablauf und Ausführung Pygmalions nächster Bach-Reise doch auch plötzlichere Änderungen, gelangen musikalische Linien und Rhythmiken überragend, einige Techniken freudig erwartbar mitreißend.

Eine tonal und emotional perfekt passende Dramaturgie und künstlerische Ausführung fügte das bisher bestgehörte Mozart-Requiem mit vielen unbekannteren Vokalwerken zu einer klanggewaltigen Totenmesse.

Die überragenden Stimmführungen von Dutilleul und van der Linde küssten sich, Ensemble und meinen musikalischen Glücksnerv.

Das Freiburger BarockConsort und Vox Luminis schenkten dem Publikum in der Kollegienkirche herrliche Momente im Rahmen der Ouverture spirituelle der diesjährigen Salzburger Festspiele.

Die Gaechinger Cantorei aus Stuttgart deutete das Festivalmotte „Demut” auf ihre Weise. Unter Hans-Christoph Rademann hat sich das von Helmuth Rilling gegründete Ensemble stilistisch radikal verändert.

Bei seinem Betritt klassischen Neulands konnte sich Meuniers aufgestocktes Vokalensemble auf seine Qualitäten und denen des Orchesters unter Konzertmeisterin Bernardini verlassen; das Feld war und ist bestellt für weitere Wegpunkte.

Im letzten Konzert der Trilogie bestätigte Pichon mit seinen Mannen, Kniffen und Einfällen traditionelle Botschaft, Bachs Haltung sowie Pygmalions Projekt und Können generell auf erfrischendste, bombastische Weise.

Was historisch informierte Aufführungspraxis bedeutet, verdeutlichten das Freiburger Barockorchester und das Ensemble Vox Luminis in einer Aufführung derMatthäus-Passion in Freiburg.

Die Ensembles offenbarten im empathisch-demütigen, stilkontrollierten Loslassen klarste Konturen des trauermusikalischen Geleits für die Passionszeit.

Ohne erkrankten Pichon, aber mit seinem perfekt abgestimmten Programm und Ensemble unter bravouröser, konzertrettender Leitung Sophie Gents überwältigte auch diese Bach-Reise.

„Du verstehst schon, dass erst die Instrumente in ihrer Art loben, und dann der Chor und die einzelnen Stimmen.“ Danach – im besten Fall, wie jetzt – der Kritiker, als der ich die Umsetzung Pygmalions loben darf.

Das Konzert brachte viele wunscherfüllende Gaben, die wie gemacht waren für die Ensembles unter Gesamtleitung Lionel Meuniers.

Teil 1 der Trias Die Wege Bachs lieferte bereits die Kombination für den Tresor zum musikalischen Paradies.

Vokal- und Gambentrost von Schütz, Legrenzi und Kerll für die Welt so faszinierend, dass er nicht von dieser Welt war.

Mit 78 Jahren, da fängt... William Christie Telemanns Auferstehung und Himmelfahrt Jesu grandios ein und huldigt erneut Händel.

Zumeist weicher, aber erfrischt betonter Flügelschlag der Ensembles ließ die Auffahrt Jesu beim Klangvokal-Festival zu einem sehnsüchtigen Fluss der tröstlichen Unerschrockenheit tragen.

Meistens satte Klangpracht der freiheitlich zugewandten Ensembles ließ das Herz bei diesem Konzert der Magdeburger Telemann-Festtage wirklich voll werden.

Im nachvollziehbareren Lichte der Erzählungen bezeugten die Beifallsstürme des Publikums die große Sehnsucht nach dem baldigen Zurückkommen dieser insgesamt heiländischen Lebensveränderungen einer Bach-Trilogie.

Die Interpretation beeindruckte mit dramatischem Farbenspiel, Balance, Dynamik und Gespür für Wettkampf sowie einer großen Portion Augenzwinkern.

Leider litt die rekonstruierte Weihnachtsmesse der Gabrieli Players an ein paar „Aufführungskrankheiten“.

Orchester, Chor und Solisten vollbringen in unvergesslich oratorientheatralischer Wucht und textlich-dynamischer Detailversessenheit allerhöchsten Standard an Seligkeit.

Royaler Auftakt der Zusammenarbeit zwischen den Ensembles, der ganz dicht vor höchstpunktlicher Weisheit der Krone anzusiedeln ist.

Wie ersprießlich ein barockes Bühnenspiel doch sein kann, wenn historischer Ansatz, Solisten und Ensemble Hand in Hand gehen, zeigten Oberlinger und Niemann auf schnörkellose, Zeit und Werk dienliche Weise.

Selbst wenn bei diesem Marathon stimmlich nicht immer alles perfekt lief, überzeugte doch in hohem Maße die – wie die Botschaft die Jünger – generelle Umsetzung dieses Zyklus mit hochkarätigen Erscheinungen.

Chor und Orchester von Les Arts Florissants und Violinsolistin Troman ließen die Blüten des Frühlings und der Musik Vivaldis sprießen.

Eine überwiegendenteils kompakte, meisterhafte Aufführung dieses operalen Passionsoratoriums, die Text und Musik vielfältig gerecht wird.

Wenn es in einem ansprechenden Programm schwer fällt, einzelne Höhepunkte herauszugreifen, haben die Ausführenden Größtes vollbracht: Herz und Geist ergriffen.

Paul McCreesh fand mit seinem Ensemble eine herzerwärmende Mischung universell wohltuender Festlichkeit.

Luftig weiche, herzaufgehende Wärme und freudige Überzeugungskraft ließen Bachs Pauken- und Trompetenjubel nicht einmal vermissen.

Zwar litt die Inszenierung an bekannten oder braven Wirrungen, doch überzeugten Gesangs- und Instrumentalensembles mit kontrastreicher, kräftiger und griffiger Sprache in trüben Zeiten.

Blockflöte und Countertenor der Extraklasse lassen Gemüt und Ästhetik der neapolitanischen Schule in Herz und Gedächtnis verfangen.

Mit Telemann, Purcell und Händel gestaltete die Capella Augustina ein fein abgestimmtes Wechselbad der Gefühle; ein genüsslicher Abendsegen ohne Regen.

Solisten, Ensemble und Oberlinger befinden sich auf einer Wellenlänge beim Suchen und Finden der Liebe im Garten der Alten Musik.

Wie Nietzsche 1888 kommt man zu der Empfindung, dass Jommellis Requiem nun dank Prandis Ensemble aus einer anderen Welt als Mozarts kommt.

Die Capella Augustina und Andreas Spering holen einen lautmalerischen Janitscharen-Kanzonetten-Schatz aus der Truhe, dem sie genüsslich zu neuer Wirkung verhelfen.

Eine überwältigende Interpretation voller Beweglichkeit und Bewegung, mit exzellentem Pygmalion und Solisten-Klasse, die lange nachscheinen wird.

Zwischen Schönheit und Drama wählt Guillon mehr Schönheit als Drama, im zweiten Teil oft Gesang gegen Orchester – dennoch ein ansprechendes Konzert mit gutem Ensemble.